Hyvää Joulua © Tarja Prüss

8 Weihnachtsbräuche aus Finnland

8 Dinge, die untrennbar mit finnischen Weihnachten verbunden sind. Die Weihnachtszeit ist in Finnland eine der traditionsreichsten Zeit. Es ist fast wie eine eigene Jahreszeit. Die Tage werden kürzer, die Dunkelheit nimmt zu. Eine gute Gelegenheit, um es sich Zuhause gemütlich zu machen. Es ist auch die Zeit, in der die Weihnachtskartons aus dem Keller geholt und die Wohnung bzw das Haus weihnachtlich geschmückt werden. Dabei haben sich über die Zeit hinweg ganz eigenständige Weihnachtstraditionen und -bräuche entwickelt, die es vermutlich so nur in Finnland gibt.

Die Vorweihnachtszeit ist in Finnland wie eine eigene Jahreszeit. Im Zentrum steht die Vorfreude auf eines der höchsten Feste im Jahr: Es wird gebacken, gebastelt, gestrickt, gefeiert, gelacht und mit vielen Lichtern die dunkle Jahreszeit und manchmal auch das Gemüt aufgehellt.

Hier nun also acht finnische Weihnachtsbräuche, von Tonttus über Torttus bis zum Weihnachtsfrieden.

1. Weihnachtsbaum / Joulupuu

Der Weihnachtsbaum wird in Finnland traditionell gemeinsam geschmückt. Nachdem Papa oder Mama die Tannenbaumspitze angebracht haben, wird der Joulupuu gemeinsam mit den Kindern geschmückt. Natürlich wird dabei auch gesungen.

Einige der schönsten finnischen Weihnachtslieder gibt es hier: Finnische Weihnachtslieder

Hier noch eine Auswahl mit Texten: Weihnachtslieder aus Finnland

Der Baum bleibt in vielen Familien auch über den 6. Januar hinaus stehen. Anfang Februar verschwindet die gesamte Weihnachtsdeko dann erst wieder in den Kartons.

Esplanaadi Park Helsinki
Weihnachtliches Helsinki: Esplanaadi Park in Helsinki im Winter ©Tarja Prüss | Tarjas Finnlandblog

2. Sauna

Weihnachtsbräuche haben lange Tradition – und untrennbar dazu gehört in Finnland die Sauna. Vor der Bescherung und dem Essen geht man mit der Familie gemeinsam in die Sauna.
Reinigung für Körper und Geist. Runterkommen. Den Alltagsstress hinter sich lassen.

Aber auch der Saunageist bekommt an Heilig Abend besondere Aufmerksamkeit. In manchen Familien ist es Brauch, ihm an diesem Tag ein Schüsselchen mit Milchreis hinzustellen – damit der Saunageist auch inn Zukunft für gute Atmosphäre in der Sauna sorgt.

3. Weihnachtsessen / Jouluruoka

Das Weihnachtsessen besteht traditionell aus dem Weihnachtsschinken, Joulukinku, ein im Ofen gebackener gepökelter Schinken. Dazu werden verschiedene Aufläufe gereicht, etwa ein Reis-Karotten-Auflauf und ein Steckrübenauflauf. Was man dafür an Zutaten braucht und wie man die Aufläufe schon im Vorfeld zubereitet, das erfährst du in diesem Beitrag auf Tarjas Blog: Finnisches Weihnachtsessen.
Der Vorteil: das Essen reicht mindestens drei Tage, manchmal länger. Und man muss sich keine Gedanken mehr um das Essen machen und alle können die Weihnachtsfeiertage genießen.

Als Vorspeise wird manchmal Heringssalat mit Rote Beete angemacht gereicht, genannt Rosolli. Als Nachtisch wird ein Kompott aus Früchten zusammen mit Sahne, Milch oder/und Eis serviert.

Joulutorttu, Blätterteigsterne mit einem Klacks Pflaumenmus, und Piparkakut, die Pfefferkuchenplätzchen, dürfen natürlich nicht fehlen. Ebenso wie Glögi, die finnische Version des Glühweins. Glögi ist ein traditionelles Weihnachtsgetränk, das aus gewürztem Wein mit einem Hauch Mandeln und Rosinen besteht und gerne mit einem Schuss Wodka verfeinert wird. Glögi ist ein typisches Willkommensgetränk bei Weihnachtsfeiern (Pikkujoulu-Feiern) und auf Weihnachtsmärkten. Rezepte für Glögi findest du in Tarjas Blog Adventskalender.

 

Der Weihnachtsreis hat lange Tradition in Finnland. Manche Familien essen ihn gleich am Morgen des Heiligen Abend zum Frühstück. Andere servieren ihn als Nachtisch nach dem Weihnachtsessen mit Joulukinkku (Weihnachtsschinken) und diversen Aufläufen. Wie wichtig diese Tradition ist, zeigt auch die Tatsache, dass „Joulupuuro“ (Weihnachtsreis) im finnischsprachigen Wikipedia einen eigenen Eintrag hat.

Joulupuuro ist bereits seit dem 19. Jahrhundert fester Bestandteil der finnischen Weihnachtstradition. Das Rezept für Joulupuuro findest zu hier: Finnischer Weihnachtsbrei.

Joulutortut
Selbstgemachte Torttu ©Tarjas Blog

4. Tonttus

Tonttus sind die fleißigen Helferinnen und Helfer des Weihnachtsmannes (joulupukki). Kleine flinke Wesen mit roten Zipfelmützen, die dem Joulupukki das ganze Jahr über helfen, all die Wunschzettel zu lesen, sich um die Rentiere zu kümmern und die Geschenke vorzubereiten.

Genauso wie die Tonttus tragen auch die meisten kleinen und auch kleine-große Menschen am Heiligen Abend rote Zipfelmützen. Jeder wie er mag!

Die kleinen Heinzelmännchen stehen unter einem guten Stern, schon Tolkien hat sie in seine Weihnachtsgeschichten eingebaut. Dabei ist ihre Geschichte schon sehr viel älter. Denn in alter Zeit waren sie die guten Hüter des Hauses und es galt als großes Glück, einen Tonttu im Haus zu haben. Allerdings hat man sie nur selten zu Gesicht bekommen, denn sie arbeiteten mit Vorliebe nachts. Mit der Zeit wurde er zum guten Geist des Hauses, der im Idealfall für Reichtum, Sicherheit und Gleichgewicht im Leben der Menschen sorgte, die in dem Haus lebten.

Finnland: Tonttu = Weihnachtsmannhelfer als Puppe © Tarja Prüss | Tarjas Blog - Alles über Finnland
Mein alter, lieber Tonttu aus Kindertagen als Handpuppe ©Tarjas Blog

5. Himmeli

Finnische Weihnachtsbräuche sind nicht denkbar ohne Himmeli, filigrane Mobile. Himmeli ist eine traditionelle Weichnachtsdekoration, die aus Roggenstroh hergestellt wird und an die Zimmerdecke gehängt wird. Das Stroh wird mit einem Faden zusammengebunden. Durch die Leichtigkeit der Konstruktion drehen sich die Himmeli wie von selbst. Vor allem durch die vielen brennenden Kerzen, die man gern auch ans Fenster stellt. Aber auch sonst wird geschmückt und dekoriert, was das Zeug hält.

Himmlische Harmonie: Himmeli

Himmeli zelebrieren das Leben, sagt eine der bekanntesten Himmelt-Künstlerinnen Eija Koski. Mit ihren eigenen Interpretationen überführt sie das jahrhundertealte Ornament in die Sphäre der Kunst.

Die Tradition, die beinahe gestorben war, ist mittlerweile wieder im Trend. Dazu haben auch die Modelle, Bücher und Workshops von Koski beigetragen. Wenn ein Himmeli in Bewegung ist, erzeugt es Magie, sagt Eija Koski. Wenn sie sich langsam dreht, entstehen verschiedene geometrische Muster in unterschiedlichen Winkeln, die eine hypnotisierende und meditative Wirkung haben. Es besteht ein Wechselspiel zwischen Disharmonie und Harmonie: In bestimmten Winkeln sind die Muster nicht zu erkennen, aber wenn der Himmeli genau richtig ausgerichtet ist, werden die Formen kristallklar.

Diese Harmonie ist der Schlüssel zu seiner hypnotisierenden Schönheit. Eija nennt es das „verborgene Geheimnis“ des Himmeli: die heilige Geometrie.

Die Platonischen Körper – eine Reihe von fünf mathematisch bedeutsamen dreidimensionalen Formen, benannt nach dem Philosophen Platon – sind in den geometrischen Designs des Himmelis enthalten. Diese erkennbaren Formen verleihen den Himmelis eine universelle Anziehungskraft, die sich leicht über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg übersetzen und verstehen lässt: „Menschen auf der ganzen Welt erkennen die Geometrie und die mathematische Sprache oder Schönheit dahinter“, beschreibt Eija.

Nicht zuletzt dank dieser Universalität erleben Himmelis ein Revival, nicht nur in Finnland, sondern rund um den Globus. Obwohl die geometrischen Muster an moderne Wohnkultur erinnern, sind sie schon lange vor den Weihnachtsbäumen eine finnische Feiertagstradition. Eija ist für ihre filigranen Kunstwerke weltberühmt geworden und hat eine wichtige Rolle bei der Wiederbelebung dieser Tradition gespielt.

Himmeli
Himmeli in Arbeit © Tarjas Blog

6. Gedenken

Neben dem Weihnachts-Gottesdienst gehört es ebenfalls zu den Weihnachtsbräuchen, am Heiligen Abend auch die Verstorbenen auf den Gräbern zu besuchen und dort Kerzen anzuzünden.

Zusammen mit dem Schnee und der frühen Dunkelheit entsteht ein wunderbares Lichtermeer rund um die Kirche.

Kerzenlichter am Fenster ©Foto: Tarja Prüss | Tarjas Blog - Alles über Finnland
Kerzenlichter am Fenster ©Foto: Tarja Prüss | Tarjas Blog - Alles über Finnland

7. Weihnachtsmann / Joulupukki

Bescherung ohne Joulupukki – undenkbar! Natürlich kommt der einzige, wahre und echte Weihnachtsmann höchstpersönlich, um sich zu erkundigen, ob es hier brave Kinder gibt und ihnen die Geschenke zu überreichen.

Gesungen werden auch hier die zahlreichen und meist fröhlichen finnischen Weihnachtslieder.

Der Weihnachtsmann wohnt bekanntlich mit seiner Frau ganz im Norden, in Korvatunturi (Ohrenberg). Da Korvatunturi nur schwerlich erreichbar ist, hat er ein Büro in der Nähe von Rovaniemi, wo man ihn und die Tonttus das ganze Jahr über besuchen kann. Außer natürlich an Heilig Abend, da ist er unterwegs, um die Kinder dieser Welt zu beschenken.

Ich habe den Weihnachtsmann mittlerweile mehrfach in seinem Office besucht. Und jedes Mal bin ich wie verzaubert. Ja, ich gestehe, ich bin ein echter Fan vom Weihnachtsmann. Denn er ist ein Botschafter des Friedens und der Hoffnung.  Wenn du wissen willst, wie es ist, den Weihnachtsmann im September zu besuchen, dann kannst du es hier in diesem Artikel nachlesen:

Joulupukki und Tarja Rovaniemi2017
Mein Besuch beim Weihnachtsmann ©Tarjas Blog

8. Weihnachtsfrieden / Joulurauha

In Turku wird um 12 Uhr mittags am Heiligen Abend der Weihnachtsfriede ausgerufen. Der Direktor der früheren finnischen Hauptstadt verliest den uralten Text vom Balkon des Stadthauses. Das finnische Fernsehen überträgt die Zeremonie live. (Wer er mitverfolgen möchte: YLE – Fernsehen)
Ihren Abschluss findet sie mit dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne. Eine Tradition, die es seit dem 14. Jahrhundert gibt. Der Weihnachtsfriede gilt drei Tage lang.

Weihnachten in Finnland - Deko ©Tarja Prüss | Tarjas Finnlandblog
Weihnachten in Finnland - Deko ©Tarja Prüss | Tarjas Finnlandblog

 

In diesem Sinne:

RAUHALLISTA JOULUA KAIKILLE !

Euch allen friedliche Weihnachten!

Noch weitere Tipps? Aber gerne: Hier gehts zu weiteren Geschichten rund um Weihnachten in Finnland

Wenn du noch mehr Vorfreude auf Weihnachten möchtest, dann empfehle ich Tarjas Blog Aventskalender mit vielen Geschichten, Tipps und Rezepten für die Weihnachtszeit.

Zum Mitmachen, Mitsingen, Mitbasteln, Mitkochen und hoffentlich zum Lachen, zum Vor- und Mitfreuen, für leuchtende Momente und ein wenig mehr Licht in dieser Zeit.

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