Junges Rentier im Wald - 2013 - Finnland © Tarja Prüss

Achtung: Poro!

Plötzlich und unvermittelt steht es da: wie angewurzelt – mitten auf der Straße.  Schaut irgendwie misstrauisch.

Ich halte, schalte Licht und Motor aus, steige aus.

Das erste Rentier auf dieser Reise. Und in freier Wildbahn. Ich gehe näher ran, will ja ein gutes Foto. Mein Herz klopft. So ganz wohl ist mir dabei nicht. Schließlich sind sie wild oder halbwild. Aber das Poro (Rentier auf Finnisch) scheint mir wohlgesonnen. Ist wohl auch noch recht jung.

Junges Rentier auf Straße - Finnland © Tarja Prüss

Rentiere in Finnland

Plötzlich am Waldrand ein Poro mit großem Geweih. Ein Platzhirsch, würde man vielleicht in Bayern sagen. Ein imposantes Tier auf jeden Fall. Ich hatte es nicht bemerkt, wie es aus dem Wald kam. Es kommt auf mich zu. Ziemlich zielstrebig, habe ich den Eindruck.

Will es das Junge beschützen? Jetzt klopft mein Herz richtig. Hätte ich vielleicht nicht aussteigen sollen? Wie komme ich jetzt zu meinem Auto?

„Hullu Poro“, kommt mir in den Sinn. „Verrücktes Rentier“ – sagen die Finnen, wenn die Rentiere anfangen zu spinnen. Gerade jetzt, im Herbst, wenn die Brunftzeit so richtig im Gange ist. Da können die schon mal richtig unangenehm werden.

Ist er sauer? Oder nur interessiert – so wie ich? Ich versuche es mit ein paar vorsichtigen seitlichen Schritten, weg von der Straße in den gegenüberliegenden Wald. Er bleibt wachsam – ich auch.

Ich mache weiter Fotos, auch von den anderen Rentieren, da im Wald, und versuche alle irgendwie im Blick zu behalten. Sie scheinen mir nichts Böses zu wollen.

Doch die Anspannung weicht erst wieder, als ich 50 Fotos später wieder im Auto…

8 Kommentare zu „Achtung: Poro!“

  1. Hi Tarja, Du bist ja ganz schön mutig. Tolles Erlebnis und klasse Bilder.
    Ich hätte vermutlich aus dem Auto rau fotografiert.

    Viel Spaß noch und pass auf Dich auf.

    LG Pia und Dieter.

  2. Rentiere mit Kuhglocken sind ja der absolute Schrei!!! Da war sicher jemand in Bayern im Urlaub, fand das urkomisch und musste seinen Rentieren gleich mal welche verpassen… Und damit er seine Herde wieder findet, hat eines noch ein GPS-Halsband abgekriegt – Traditechnik, nennt man das wohl… 🙂

    Der weiße gefällt mir am besten, wie er seine Nüstern aufbläst, um ja keinen noch so kleinen Duft zu verpassen, die Stimmung abzuchecken und zu schauen, was da vor sich geht. Wahrscheinlich warst zu nicht ‚läppisch‘ genug gekleidet und er musste mal nachschauen, was da für ein Alien kommt und die Herde bedroht… Einfach cool!

    Du übrigens auch; Respekt!! Ich wär nie im Leben ausgestiegen, vielleicht nur dann, wenn ich einen Einheimischen oder einen Tierkenner dabei gehabt hätte, der die Zeichen deuten kann, wann man besser die Beine in die Hand nimmt… Das äußerste wäre gewesen, ein Fenster runterzukurbeln ***grins***

  3. So eine Begegnung ist ein kostbarer Moment. In deutschen Wäldern flüchten die Tiere vor dem Menschen .. Wir haben verlernt MIT Ihnen zu Leben. Die Tiere haben Angst vor uns. Traurige Erkenntnis.
    Wann werden wir Menschen voreinander flüchten?

    Toll das Du so eine Begegnung erleben darfst.
    Ich beneide Dich. Wildnis im realen Leben! wann können wir das noch von uns behaupten…
    Kinos sisko Tarja….

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