Finnlines_Ostsee © Tarja Prüss

Die Liebe zum Meer

UPDATE 06/2021

Die Liebe zum Meer: Wasser kommt, Wasser geht. Das Rauschen des Meeres ist Wellness für die Ohren.
Schaumkronen, die das Auge fesseln. Weite. Bis zum Horizont.

Was verbirgt sich darunter? Tief unter der Meeresoberfläche. Wer wohnt da wohl alles?
460 Meter tief ist die Ostsee an manchen Stellen. Unheimlich.

Dem Meer ist egal, was wir treiben. Den Meeresbewohnern vermutlich auch. Solange wir sie nicht stören. Dabei rotten wir – als Menschheit – gerade jetzt vermutlich Dutzende von ihnen aus. Und weitere Tausende kennen wir nicht einmal. Über 70 Prozent der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt. Und wir wissen so wenig darüber. Kein Wunder, dass sich viele Mythen und Sagen um das Meer ranken. Kein Wunder, dass Seeleute viele Rituale haben, um die Götter des Meeres zu besänftigen.

Finnlines_finnmaid © Tarja Prüss

AUF DEM MEER - AUF DER BRÜCKE

Schiffe sind seit jeher weiblich. Auch wenn wir im Deutschen „das“ Schiff sagen, ist das Schiff immer eine „sie“. Schon in der Antike hatten Schiffe weibliche Namen. Vielleicht, weil sie schön sind, weil sie im Hafen auf einen warten. Oder weil sie teuer und schwer zu steuern sind. Oder weil sie die Bräute der Seeleute sind. Wie auch immer. Gängige Auffassung ist jedenfalls, dass sie in der Antike und im Mittelalter nach weiblichen Göttern und Heiligen benannt wurden, um Schutz und Beistand zu erlangen.

DIE LIEBE ZUM MEER - AUF DER BRÜCKE

Der Kapitän der Finnmaid Mikael Ejder bestätigt das im Brustton der Überzeugung: „Sicher sprechen wir mit unserem Schiff. Und es ist immer eine ’sie‘.“Seit 43 Jahren fährt er zur See. Die Liebe zum Meer hat er geerbt. Schon sein Großvater war Kapitän. Als kleiner Junge wuchs er mit den Seemanns-Geschichten seines Opas auf.

Wir stehen auf der Brücke, den Blick nach vorn. Vor uns die Unendlichkeit des Meeres.
Mikael Ejder ist Chef von 37 Menschen, die hier auf dem Schiff arbeiten. „Das Radar ist unser Auge,“ erklärt Mikael. Man erkennt Untiefen und andere Schiffe in der Nähe. Das Schwierigste beim Navigieren seien die Schären vor Helsinki. Insbesondere bei Nebel oder Sturm.

  • 23,5 Knoten schnell sind wir im Moment.
  • 218 Meter lang ist das Schiff,
  • 800 Meter beträgt der Bremsweg.

Zahlen, die einen fast erschlagen.

So viele Tonnen Stahl und so viele Tonnen Ladung – wie kann ein Schiff da schwimmen? Mikael zögert kurz, als überlegte er, ob man mir das Geheimnis wohl anvertrauen könne. Dann kommt er ein wenig näher und seine Stimme merklich leiser. „Das frage ich mich schon seit vielen Jahren,“ gesteht mir Mikael augenzwinkernd. Gelächter. Man hat den Eindruck, die Arbeit macht den Menschen hier Spaß.

Mikael Ejda, Kapitaen auf Finnmaid © Tarja Prüss
Mikael Ejda, Kapitän auf der Finnmaid © Tarja Prüss

AUF DEM SONNENDECK: SCHAUEN

Zurück auf dem Sonnendeck ist die Gelassenheit, die das Meer und das Schiff gemeinsam ausstrahlen, fast greifbar. Der Mann, nur mit Handtuch um die Hüfte, setzt sich an einen Tisch auf dem Sonnendeck, lässt die Saunahitze entweichen und die Entspannung sich ausbreiten. Und schaut aufs Meer.

Der andere, der sich gegen den Wind stemmt. Mit festgezurrter Kapuze. Den der Wind hin- und herschaukelt. Er schaut.

Der Mann, der wohl gerade seinen Saunabesuch beendet hat, das Gesicht gerötet, die Haare noch nass, hinter der Glasscheibe auf dem Deck bleibt und: schaut.

Die Frau im Liegestuhl, eingemummelt in eine Decke, schaut.

Finnlines: auf der Bruecke © Tarja Prüss
Auf der Brücke ©Tarjas Blog

DIE LIEBE ZUM MEER

Auf Deck 11: Gedämpftes Stimmengemurmel im Café. Ein älteres Paar spielt Karten, eine Frau Patience auf dem I-Pad, eine andere strickt und wechselt ab und an ein paar Worte mit ihrem Mann. Der – ratet mal- schaut.

Alle scheinen plötzlich Zeit und Muße zu haben. Wenig Ablenkung von außen auf jeden Fall. Es fühlt sich ein bisschen an wie aus der Zeit gefallen. Internetfreie Zone. Auf jeden Fall für mich in der Kabine. Kein Telefon, kein Internet, keine Termine. Stattdessen schauen, rumtreiben, die Gedanken spazieren gehen lassen.

Hier kann man nichts verpassen, außer vielleicht den Sonnenuntergang, wenn man wie ich darauf steht. Es gibt hier nichts wichtigeres zu tun als zu schauen. Das Meer in seine  Augen gleiten lassen.

Ostseefähre Finnlines_finnmaid: Helikopterdeck © Tarja Prüss

Keinen festen Boden unter den Füßen. Sich dem Rhythmus des Schiffes anpassen.

Und ein Schiff ist immer eine „sie“

Reisen, Neues entdecken. Sich auf Abenteuer einlassen.

Ewigkeit und Vergänglichkeit

Meine Bücher

Tarja Prüss: 111 Orte in Helsinki die man gesehen haben muss. Mit Fotografien von Juha Metso. Emons Verlag. Cover

111 Orte in Helsinki

Buchcover: 111 Gründe Finnland zu lieben. Eine Liebeserklärung an das schönste Land der Welt, Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf Berlin 2016.

111 Gründe Finnland zu lieben

Cover Niemals Finnland

Demnächst: Niemals Finnland

4 Kommentare zu „Die Liebe zum Meer“

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