Florin Auf Matkamessut Helsinki © Tarja Prüss | Tarjas Blog - Alles über Finnland

Finnisch? Nichts ist unmöglich

Finnland Sprache lernen: Florin Dimulescu
Florin

„I’m a crazy language guy“ (Ich bin ein Sprach-Verrückter) sagt Florin und strahlt. Er kann nicht anders. Er ist offen und kommunikativ. Das merkt man gleich.
Sprachen haben ihn schon immer fasziniert.
Florin kommt aus Rumänien und lebt seit bald 16 Jahren in Finnland. Genauer gesagt in Tampere. Wie bei so vielen anderen Ausländern in Finnland auch, ist NOKIA schuld daran. 

Er wollte internationale Erfahrungen sammeln und nahm deshalb den Job bei Nokia an. Finnland war für ihn alles andere als ein Traumland. Er wußte lediglich, dass es dort 10.000 Seen geben soll. Mehr nicht.

FINNLAND WAR EIN WEISSER FLECK

Er wußte nichts von der schwierigen Sprache, dessen Vokabeln man nach wenigen Sekunden wieder vergessen hat, weil es keine Anknüpfungspunkte mit der eigenen Sprache gibt. Er wußte nichts von den kalten dunklen Wintern, die andererseits märchenhafte Schneelandschaften hervorbringen. Und er wusste nichts davon, dass es keinen schöneren Sommerurlaub geben könnte als ihn einfach in einem Sommerhäuschen am See zu verbringen. Und er wusste schon gar nichts davon, dass er hier die Liebe seines Lebens finden würde. Finnland war ein weißer Fleck auf seiner Landkarte.

FINNLAND SPRACHE: WÖRTER ALS MOTIVATION

Ein Wörterbuch Rumänisch-Finnisch gab es nicht. Also schrieb er eines und veröffentlichte es 2003. Um anderen beim Finnisch lernen zu helfen. Diese Motivation treibt den 40-jährigen bis heute an. 2006 veröffentlichte er ein Taschenbuch mit 14.000 Wörtern, ein conversation guide, ein Gesprächsführer.

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Damit nicht genug: Florin Dimulescu ist auch Herausgeber der Zeitschrift „puhutaan suomea“ – eine Zeitschrift, die es Ausländern ermöglicht, finnisch zu lernen. Die Artikel haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und neue Vokabeln sind am Rand jeweils erklärt oder ins Englische übersetzt. 250  Abonnenten hat er derzeit, wobei der Schwerpunkt auf der elektronischen Version liegt. Damit erreicht er Leser in der ganzen Welt – und natürlich insbesondere in Finnland. Als Nicht-Finne kennt er die Schwierigkeiten genau, die man beim Erlernen dieser komplizierten Sprache hat.

Das Magazin erlaubt gleichzeitig ein interessanteres Lernen, weil man nicht nur stur Vokabeln pauken muss. Man erfährt gleichzeitig etwas über die Finnische Kultur und Lebensart. Denn die Artikel behandeln Themen wie Mittsommer, Eishockey, Bibliothekswesen, Architektur, Bräuche oder besondere kulturelle Feste.

OFFEN SEIN FÜR DIE CHANCEN IM LEBEN

Florin hat eine unglaublich positive Ausstrahlung. Geht nicht, gibts nicht. Diese Devise scheint er verinnerlicht zu haben. Florin ist jemand, der Chancen, die sich einem bieten, mit beiden Händen ergreift. Dann die Ärmel hochkrempelt und umsetzt.
Wichtig sei einfach, offen zu bleiben für die Chancen, die das Leben biete. Und da biete Finnland einen guten Rahmen. „Es ist einfach eine vergebene Chance, wenn du dich selbst verschließt.“
Florin verplempert keine Zeit. Er will die Zeit nutzen. Bestmöglich nutzen. Seinen Bachelor macht er fast in der Hälfte der vorgegebenen Zeit.

Finnland Sprache lernen: Florin Dimulescu
Florin Dimulescu

Seine zweite Leidenschaft neben den Sprachen ist das Reisen. Von Nokia hat er sich eine Auszeit genommen und spezialisiert sich nun im Bereich Reise/Marketing/Business. Bietet auch Reisen nach Rumänien an, für kleine Reisegruppen mit maximal acht Teilnehmern.
„Das ist das Tolle an Finnland,“ sagt Florin. „Es ist so einfach zu planen. Wenn man weiß, wie das System funktioniert, kann man alles machen.“

SEINEN TRAUM LEBEN

„In Finnland ist es einfacher, seinen Traum zu leben als anderswo,“ ist Florin überzeugt. Denn das System unterstütze genau das. Dass jeder seinen Traum leben kann. Viele Finnen seien nur so scheu, würden sich nicht trauen, ihre Träume wahr zu machen. Die Angst vor dem Scheitern sei oft größer als der Mut, es zu versuchen. Und so würden sich viele Finnen mehr darauf konzentrieren, ja nicht zu scheitern, sodass sie ihr eigentliches Ziel aus den Augen verlören.

Auch seine Liebe fand er in Finnland. Seine Frau ist Textil-Ingenieurin und mittlerweile fast häufiger in Rumänien als er, sagt er nicht ohne Stolz, denn sie arbeite viel mit rumänischen Firmen zusammen. Kennengelernt hat er sie beim Salsa-Tanzen vor über zehn Jahren. Zusammen haben sie zwei Kinder, den dreijährigen Teo und die fünfjährige Lara. Sie wachsen zweisprachig auf.

FINNLANDS POSITIVE SEITEN

Was er an Finnland schätzt, ist die Höflichkeit. Insbesondere im Service, egal ob im Restaurant oder bei Behörden, die Menschen seien überall sehr freundlich, zuvorkommend und höflich. Selbst junge Leute, von denen man es nun wirklich erwarten würde, seien unerwartet höflich. Erst heute morgen im Bus sei ihm das aufgefallen, dass Jugendliche beim Aussteigen an der Haltestelle dem Busfahrer noch ein „kiitos“ (danke) zurufen. Überhaupt sei es in seinen Augen eine schöne Sitte, sich beim anderen zu bedanken. Selbst für ein kiitos bedanke man sich mit einem ebensolchen „kiitos“.

Finnland Sprache lernen: Florin und Tarja
Florin und Tarja

Ein weiterer Pluspunkt sei das entspannte Arbeiten in Finnland. Die Unternehmen sorgten sich viel besser um ihre Mitarbeiter als anderswo. Und man habe so unglaublich viel Freizeit. Man müsse nur aus der Komfortzone rauskommen, dann könne man diese Zeit auch sinnvoll nutzen. Er tanze, male, studiere, kümmere sich um seine Kinder, und lerne jetzt auch noch deutsch. Weil Verwandte von ihm in Deutschland leben.

FINNLAND IST SEIN ZUHAUSE

Mittlerweile fühlt er sich in Finnland Zuhause. „Hier kann ich ich selbst sein.“ Und nach längerem Nachdenken sagt er: „Eigentlich habe ich zwei Zuhause, in denen ich mich gleich wohl fühle. Finnland und Rumänien.“ Das sei ein bisschen so wie die Ferienhauskultur in Finnland. Man habe zwar ein eigenes Haus, aber eben auch ein Mökki. Und in beiden fühle man sich gleich wohl.

Auch wenn er ursprünglich nur für zwei oder drei Jahre nach Finnland kommen wollte. Heute kann sich Florin nicht mehr vorstellen, das Land wieder zu verlassen. „Finnland macht es einem schwer, wieder zu gehen“, sagt er. Und er habe seine Entscheidung keinen einzigen Tag bereut.

LINKS:

puhutaan suomea.fi
suomi-romania.fi
romania-sanakirja.net

1 Kommentar zu „Finnisch? Nichts ist unmöglich“

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