Bregenzer Festspiele Buehne ©Foto: Tarja Prüss

Quietschbunte Märchenwelt

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Mozarts Zauberflöte auf der Bregenzer Seebühne

Man kommt sich ein bisschen so vor, als sei man in eine knallbunte Märchenwelt gefallen: die Bühne erinnert auf den ersten Blick an eine aus Treppen gebaute Halbkugel  aus gelben und grünen Legosteinen.  Die Augen der meterhohen Drachenhunde leuchten mal rot, mal grün wie auf einem Rummelplatz und zwischendrin lassen sich Akrobaten abseilen, krabbeln und hüpfen die Wände rauf und runter wie flinke Spinnen und erinnern stark an Spider-Man. 

Fantasywelt in knallbunten Farben

Tarja und Gabi
Tarja und Gabi Copyright Foto: Tarja Prüss

Die Bregenzer Festspiele 2015: Papageno mit knallgelben kurzen Hosen und Baseballkappe sieht aus, als hätte man ihn vorübergehend aus „Tim- und-Struppi“ entliehen– die Königin der Nacht könnte einem Walt-Disney-Film entsprungen sein und überdimensionale Vogelpuppen – an Stangen von drei Menschen bewegt – wirken manchmal wie chinesische Schattenspiele. Ein anderes Mal fühlt man sich wie Alice im Wunderland.
Getrübt wird die Märchen- und Comicwelt, in die ich mich nur allzu gern versinken lasse, lediglich durch Regen während der Generalprobe. Andauernden Regen.

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Also ich meine: mal mehr, mal weniger, aber beständiges Nass von oben.

Wie passt das nun alles zu Mozarts Zauberflöte? Es passt – sehr gut sogar. David Pountneys Inszenierung der Mozart-Oper auf der Bregenzer Seebühne entführt den Besucher bewusst in eine bunte Fantasywelt mit meterhohen Drachenhunden, schnaubenden Schlangen, überdimensionalen Puppen, Schildkröten als Boote und bunten Vogelmenschen. Die Geschichte rund um den Prinzen Tamino, der die von Sarastro entführte Pamina retten soll, begleitet vom Vogelfänger Papageno, drei rätselhaften Damen und drei wissenden Knaben.

Bregenzer Festspiele - Copyright Foto: Tarja Prüss

Bregenzer Festspiele: Königin der Nacht

Sicher einer der Höhepunkte: Die Königin der Nacht, die verzweifelt um ihre entführte Tochter bangt. Als würden ihre heftigen Gefühle sie nach oben treiben in den Nachthimmel, Meter für Meter, steigt sie dank ausgefeilter Bühnentechnik in schwindelerregender Höhe, wirkt mächtig und fast bedrohlich – Bregenzer Festspiele - Copyright Foto: Tarja Prüsswährend sie um ihre Tochter zittert – und vielleicht auch, weil wieder heftiger Regen eingesetzt hat.

Und trotzdem erschallt das berühmte hohe „F“ der berühmten Arie durch den Regen hindurch, über das Wasser, bis zu den 7.000 Plätzen der Zuschauer. Kathryn Lewek beeindruckt.

Farbrausch für die Sinne

Und dann dreht sich die runde Kuppel, die mehr an eine Riesenschildkröte erinnert, und entführt uns in immer neue Bregenzer Festspiele - Copyright Foto: Tarja PrüssWelten: vom giftgrünen Dschungel aus über-dimensionalen
Grashalmen in den rot leuchtenden Tempel von Sarastro ins blaue
Reich der Königin der Nacht. Ein Farbenrausch für die Sinne, ein Ideenfeuerwerk, sodass die Musik, die Wiener Symphoniker unter Leitung von Patrick Summers, manchmal fast untergehen zu droht, in den Tiefen des Sees, der die Bühne tiefschwarz umschmeichelt.

200.000 Besucher werden bei den Bregenzer Festspielen in diesem Jahr erwartet – die 29 angesetzten Aufführungen sind so gut wie ausverkauft.

Kindliche Freude

Schade eigentlich, dass es Pountneys letzte Inszenierung bei den Bregenzer Festspielen ist.

Hier darf jeder nochmal Kind sein – in einer knallig bunten Fantasywelt staunen, beim Schnauben der Drachenhunde sich erschrecken, mit den Protagonisten mitleiden, mitfiebern und eintauchen in eine fremde bunte Comic-Welt, in der Gut und Böse miteinander ringen und man sich trotzdem sicher sein darf, dass alles gut wird, dass es trotzdem ein Happy-End gibt.

Es ist ein bisschen wie ein staunendes Kind auf dem Rummel. Vielleicht kommt es deswegen so gut an.

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„Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart
Regie: David Pountney
Bühne: Johan Engels, Wiener Symphoniker
Musikalische Leitung: Patrick Summers
Kostüm und Puppendesign: Marie-Jeanne Lecca
Stunt und Action Choreographie: Ran Arthur Braun
http://bregenzerfestspiele.at
 

1 Kommentar zu „Quietschbunte Märchenwelt“

  1. Ob Mozarts Zauberflöte eine Freimaurer – oder Märchenoper ist, diese Frage erübrigt sich ab jetzt. 🙂
    Dass eine Generalprobe bei einer Freiluftveranstaltung trotz Starkregens nicht ins Wasser fällt, ist auch eine wohltuende neue Erkenntnis.
    Wenn die Aufführung so fantasievoll inszeniert ist, die Bühne eine Insel im See, werden hinsichtlich der Akustik sicher nicht die Ansprüche eines Opernhauses gestellt.

    Natürlich stört der Regen allemal.
    Doch wenn die kleine, stimmgewaltige Königin der Nacht im zweiten Aufzug bei
    „Der Hölle Rache ……“ sich nicht nur in schwindelnde Höhen begibt – sondern auch ihr hohes „F“ mit ganzer Wut, deutlich vernehmbar bis in die letzten Zuschauerränge trägt – dann sind alle Mozart-Freunde wieder zufrieden! 🙂

    „Quietschbunte Märchenwelt“, „Fantasywelt in knallbunten Farben“, „Farbrausch für die Sinne“ und vor allem „Kindliche Freude“:

    KANN MAN EINDRÜCKE SCHÖNER BESCHREIBEN???

    Mozart hätte die Inszenierung bestimmt gefallen – noch mehr aber deine Zeilen!!!

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