"Verrückte Tage!"

Aus der Rubrik: Verrückte Finnen – Ein ruhiger Herbsttag, eher treblig-nüb – ich mein neblig-trüb – in einer Stadt am Meer, im Norden Finnlands. Die Menschen gehen ihrem Tagwerk nach. Das Leben plätschert dahin. Alltag eben. Was sollte daran schon „verrückt“ sein?

Verrückte Finnen

Ich laufe durch Oulus Innenstadt und wundere mich: an der Haltestelle: jeder hat eine quietsch-gelbe Plastiktüte dabei. In der Fußgängerzone: bis auf wenige Ausnahmen: jeder hat eine gelbe Tüte in der Hand. Was ist das? Schon wieder so ein seltsames Treffen? Oder ein Flashmob? So als Fremder ist man ja nicht vertraut mit den heimischen Sitten.
Dabei kommt mir noch was anderes in den Sinn: Tüte heißt auf finnisch: Pussi. Und es gibt große Chips-Tüten im Supermarkt, auf denen steht: Mega-Pussi!
Aber zurück zum Thema: überall begegnen mir diese gelben Tüten und ich frage mich, was der Grund dafür sein könnte. Als ich um die nächste Ecke biege, ist mir alles klar:

„Hullut Päivät“ – „Verrückte Tage“ bei Stockmann, in überdimensionalen Lettern – nicht zu übersehen.

Verrückte Finnen: Hullut Päivät in Oulu Finnland (© Tarja Prüss)

Und wie fast alles: zweisprachig. Für die schwedisch-sprachige Minderheit. Die Warenhauskette Stockmann, ähnlich der spanischen Kette El Corte Inglés oder Galeries Lafayette in Frankreich, wurde 1862 von einem Kaufmann namens Stockmann in Helsinki gegründet und unterhält heute zahlreiche Filialen in Finnland (und Russland).

Einmal im Jahr (seit 1986) ruft Stockmann die verrückten Tage aus und dann gibts gaaanz viele Sonderangebote und Schnäppchen. Gerade bei den Süßigkeiten kommen die Verkäufer – na? – genau: mit quietsch-gelben T-shirts – kaum mit dem Auspacken neuer Kartons voller Schokolade und Lakritz und Leckereien nach, so schnell wird hier zugeschlagen. Selbst der Kaffee wird heute in gelben Bechern ausgeschenkt. Das nenn ich konsequent. Die Wirtschaft ankurbeln. Auch gut.

Es ist ein ziemliches Gedränge, völlig untypisch, und mir heute einfach zu voll. Ich verlasse das Kaufhaus relativ rasch wieder. Aber natürlich mit gelber Plastiktüte in der Hand! Wie alle heute in Oulu.

4 Kommentare zu „"Verrückte Tage!"“

  1. Das hätte auch in die Katergorie „..die spinnen…“ gepasst ***grins***
    Aber das ist ja bei uns auch nix anderes, wenn eine Media-Markt-Filiale (o. Ä.) öffnet oder schließt oder sonst irgend einen Anlass findet, mit Rabatten und Aktionen um sich zu schmeißen, dann sieht man auch jeden 2. Einwohner mit einer roten Tüte herumlaufen, obwohl er einen Tag zuvor noch nicht einmal wusste, dass er ein neues Gerät braucht!!!
    Im Grunde genommen ist es, wie Du sagst: Es geht darum, die Wirtschaft anzukurbeln – mehr – schneller – weiter – höher… Ob das wohl irgendwann mal aufhört und die Leute kapieren, dass es nicht immer nur rauf, sondern auch mal runter gehen MUSS?!?

    1. …witzig, Dein „treblig-nüb“ – seit ich Dich kenne, ist das quasi ein Synonym für: >>Tarjas großer Versprecher im Radio<< und ist komplett in meinen eigenen Sprachgebrauch, jetzt sogar in Kians übergegangen!!! :-))

  2. Und wer denkt drüber nach, das so eine Plastiktüte meist nur 2-20 Minuten im Gebrauch doch mehr als 100-500 Jahre die Umwelt belastet (je nach Kunststoff, Quelle Deutsche Umwelthilfe, noch schlimmer die angeblich kompostierbaren, die zum einen Nahrungspflanzen zur Herstellung benötigen und zum andren keinen Humus aufbauen und kompostprozesse behindern)

  3. Passend zu treblig-nüb (ich liebe Wortverdreher!! Und Menschen, die öfter mal die Stechstaben verbuchseln) eine Anekdote aus Norwegen, die meine Kinder glaub ich nie vergessen werden. Ich hab ihnen eine Zeit lang eingebleut, dass es „quebem“ heisst, und nicht etwa „bequem“. Anfangs Gelächter. Irgendwann waren sie so verwirrt, dass sie’s echt nicht mehr auf die Reihe brachten… da war das Gelächter auf meiner Seite 🙂

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