Woher kommt die Liebe zum Meer?
Du schönes Meer, du wundervolles. Seit einer Stunde beobachte ich dich, Welle nach Welle, blau über blau. Mittlerweile ist es halb elf am Abend, aber das Rot am Horizont lässt nicht nach.
Es ist, als wollte der Tag nicht gehen, sich noch nicht verabschieden.
Ich sitze in meiner Kabine und schaue aus dem grossen Fenster aufs Meer. Zu hören sind nur die Geräusche der Turbinen, weit weg, wie das Gemurmel eines weit entfernten, am Meeresgrund schlafenden Meeresriesen.
Der Himmel wie ein Regenbogen, der sich zum Schlafen hingelegt hat. Du Meer, so wunderbar. So einmalig. Ich kann meine Augen nicht abwenden von dir. Hundert Fotos und immer noch nicht satt.
Liebe zum Meer – was macht die Faszination aus?
Die Farbsymphonie, die Bewegung der Wellen, die ins Blau verpackte Sehnsucht. Das Wasser, der Himmel, das Abendrot. Die Symmetrie, die Linien, die ewige Wiederkehr, das beruhigende Moment, die Gelassenheit, die es ausstrahlt.
Dem Meer ist das Internet egal. Es funktioniert seit Jahrtausenden nach denselben Gesetzen und Prinzipien. Es ändert sich nicht. Aber unsere Welt um uns herum ändert sich in rasantem Tempo und lässt uns keine Zeit zum Verschnaufen. Heute schon getweetet, gefacebooked, gegoogelt und geliked? Durchs Leben hetzen…
Fingerzeige der Natur
Und das Meer zeigt uns, wie es sich anfühlt zu geniessen. Innezuhalten. Durchzuatmen.
Der Wind zeigt uns, wie man den Kopf aus und durchpustet, wie man Frische auftankt und die Luft überhaupt und zum allerersten Mal wieder spürt auf seiner Haut.
Das Schiff zeigt uns, welche Kraft und Macht das Meer hat. Wird trotz der vielen Bruttoregistertonnen vom Meer sanft hin- und hergeschaukelt ein Blatt auf einem Fluss. Der Himmel zeigt uns, wie vielfältig und einmalig jeder einzelne Tag, ja sogar jeder Moment ist. Die Wolkenspiele zeigen genau das und darüber hinaus die Vergänglichkeit von allem und jeden von uns.
Wie kostbar jeder einzelne Moment ist, das lerne ich hier auf der Ostsee von Neuem.
Und bin dankbar dafür.
Und so schaue ich und schaue und schau.
Und der Geist wird ganz ruhig. Entspannt und nimmt auf und geniesst.
"Nach dem Sternenhimmel ist das Größte und Schönste was Gott geschaffen hat, das Meer."
Dabei weiß ich nicht mal, wo genau ich bin. Seit Stunden sieht man nur Meer. Kein Land. Man gerät in eine seltsam angenehme schwerelose Ungewissheit des eigenen Seins.
Und ich fühle mich wie jetzt und zugleich als kleines Mädchen, das mit aufgerissenen Augen und staunendem Mund über die Gänge rennt, das Leben aufsaugt, jedes Detail des Schiffes bestaunt und sich von der Seefahrt faszinieren lässt, spielerisch und ohne nachzudenken.
Und all der Druck fällt von mir ab, als hätte ich mein altes Leben am Kai zurück gelassen.
Wie viele Farben hat das Meer?
Vielleicht ist es auch die in Zellen und Genen abgespeicherte Sehnsucht meines Vaters zum Meer. Er packte eines Tages seine Sachen und heuerte auf einem großen Schiff an. Als Küchenmaat. Umsegelte fast alle Weltmeere. Bis er meine Mama fand.
Und das Rot ist immer noch da. Auch Stunden nach Sonnenuntergang. Ich schließe meine Augen, doch auch dann sehe ich das Meer noch vor meinen Augen.
Nachts ist das Meer nur mehr ein Geräusch und raunt im Gleichklang mit den Maschinen leise vor sich hin und singt mich so in einen tiefen, unbeschwerten und Kinderlachen gleichen Schlaf.
Wie tief ist das Meer?
Wie viele Farben hat das Meer?
Woher kommt die Liebe zum Meer?
Keinen festen Boden unter den Füßen. Sich dem Rhythmus des Schiffes anpassen.
Und ein Schiff ist immer eine „sie“
Reisen, Neues entdecken. Sich auf Abenteuer einlassen.
Ewigkeit und Vergänglichkeit
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Mir geht es ähnlich, wenn ich auf dem Meer bin. Oder einfach nur am Strand sitze und auf das Meer schaue. Man kriegt einfach nicht genug.
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