Februar 2015 – Mittagszeit – strahlend blauer Himmel – wolkenlos – 4 Grad plus –
„Traumhaftes Winterwetter“ heißt es dann immer so schön im Radio.
Dank der Sonne, die schon ganz schön Kraft hat für die Jahreszeit, fühlt es sich an wie mindestens 10 Grad plus.
Immer noch geschlossene Schneedecke. Und das am Bodensee. Das hat Seltenheitswert.
2. Winterwetter: unberührte Natur? Von wegen
Ich stapfe durch den unberührten Schnee. Pulverschnee. Flockig, fluffig, locker. Er gibt nach. Es fühlt sich ein bisschen an, als würde man auf Wolken spazieren gehen.
Kein Knirschen, sondern nur ein sanftes Zischen gibt der Schnee von sich, während ich durch die Landschaft streife.
Schöne Muster zaubert die Sonne in den Schnee, Licht- und Schattenspiele, die erst der Schnee möglich macht.
Große reinweiße Flächen, die hier und da durch Schatten, die Bäume werfen, durchbrochen werden.
3. Zweifarbige Welt
Die Vielfarbigkeit des Sommers ersetzt durch weiß und blau. Und plötzlich nimmt man die Formen der Natur ganz neu, ganz anders wahr. Hier eine Welle im Boden, da eine Erhebung.
Und ab und zu ein Rätsel: was da wohl unter dem Schnee verborgen ist? Ein Stein, der vorwitzig rausragt? Oder nur eine Schneewehe?
Die Sonne blendet und lässt den Schnee wie Diamanten glitzern, abertausende ungezählte winzig kleine Kristalle, die von weit her aus allen Richtungen zusammengefunden haben und nun gemeinsam einen einzigen weißen Teppich bilden.
4. Winterwetter: Sehnsucht und Fernweh
Weit ab vom Lärm des Alltags fühle ich mich fast wie in Finnland. Dieses Wetter nährt meine Sehnsucht. Träume von dickverschneiten Tannen in Lappland. Wie der Tretschlitten über den gefrorenen Schnee gleitet. Und das Knacken des Eises. Sehnsucht nach endlosen Kiefernwäldern, den stillen Birken im Nirgendwo, nach Ruhe und Stille und Einsamkeit.
5. Spuren im Schnee
Doch ich bin alles andere als allein. Erst jetzt entdecke ich bei diesem Winterwetter all die Schneespuren: von Vögeln, Hasen, Hunden, vielleicht sogar Füchsen. Sogar eine ganze Menge. Spuren, die uns sonst verborgen bleiben. Wege, die uns sonst verborgen bleiben. Ein zickzacklaufendes Durcheinander verschiedenster Pfoten und Tatzen, als hätten alle miteinander Verstecken gespielt.
Die Vögel um mich herum zwitschern so laut und durcheinander, sie klingen so aufgeregt und übermütig, als stünde der Frühling unmittelbar vor der Tür.
6. Kleine Tränen
Je länger ich laufe, desto schwerer wird der Schnee.
Die Sonne arbeitet sich ab an ihm. Kleine Rinnsale bahnen sich bereits ihren Weg über die gesalzene Straße. Der Kampf hat begonnen.
Wie zu Glas erstarrt ziehen sich Eiszapfen an der Regenrinne entlang, haben sich längst ergeben. Schmelzen dahin.
Tropfen für Tropfen. Wie kleine Tränen. Oder Perlensträhnen, die sich auf den Weg machen; eins werden und davonstehlen.
7. Jede Minute ist kostbar
Die Vergänglichkeit von Eis und Schnee und Winter wird mir plötzlich schmerzlich bewusst. Auch der Schnee hat seine Metamorphosen. Unterliegt der Veränderung. Die Sonne als leben-spendende Kraft hat auch eine andere Seite: bringt nun den Tod im weißen Festgewand.
Nichts währt ewig.
Wie so vieles andere auch ist die weiße Pracht morgen vielleicht schon
Schnee von gestern.
Vielleicht magst du auch mal den Geräuschen des Winters lauschen. Schreib mir doch, wenn du magst, was du hörst.
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schön