Manches kapiert man ja immer erst im Nachgang. Wenn der Wein längst ausgetrunken, die Teller wieder abgeräumt und die Musik verklungen ist.
Traumreisen. So auch mit meiner Reise – zu den Wurzeln. Den Wurzeln meiner Familie, meiner Herkunft, meiner Sehnsucht.
Sie trieb mich nach Finnland. Ein unbändiges Verlangen. Getrieben von Fragen: was zieht mich so nach Finnland, warum verspüre ich dort so ein grenzenloses Gefühl von Freiheit, gepaart mit Wohlbefinden und Unabhängigkeit und Geborgenheit.
So frei habe ich mich noch in keinem Land gefühlt. Warum also gerade da? Was ist anders, besser, was die Ursache?
Das muss ich herausfinden. Unter anderen Dingen, die mich beschäftigen.
Heimweh ?
Wie kann man Heimweh haben nach einem Land, das man kaum kennt?
Natürlich waren wir als Kinder bei den Großeltern – im Sommer, im Winter, zu Weihnachten, zu Ostern. Aber dann lange nicht mehr…über 20 Jahre…und plötzlich zieht mich etwas magisch an.
Eine Magie, der ich mich nicht entziehen kann. Eine sechsmonatige Auszeit hilft bei dem Entschluss, sich aufzumachen. Allein. Ohne konkretes Ziel, ohne Plan, einfach los. Dieses Land entdecken. Für mich.
Auf der Fähre – Traumreisen
Schon auf der Fähre nach Helsinki überfällt mich ein Gefühl der Weite…ich schaue auf die Ostsee, die keinen Anfang und kein Ende zu kennen scheint. Nur einen schnurgeraden Horizont und ansonsten unendliches Blau. Ein Blau, indem die Augen versinken können. Die Zeit an Bedeutung verliert. Die Gedanken das erste mal seit langer Zeit einen Gang zurückschalten, entschleunigen, das Tempo verringern. Dafür klarer und fassbarer werden. Konkreter. Wie wenn sich Nebel langsam verzieht und die Landschaft wieder gestochen scharfe Konturen bekommt. Genauso werden die Gedanken nun auch fassbar und entwirrbar. Aus einem Knäuel an bunten Fäden, völlig zersaust und verwickelt, kristallisieren sich nun einzelne Stränge klar und deutlich hervor. Und ich kann sie greifen, wenden, berühren geradezu, von allen Seiten aus betrachten und über einen solchen Gedankenstrang einfach mal nachdenken. Ihn einfach wirken lassen. Ohne Zeitdruck, ohne Ziel.
Traumreisen: Stimmen und Stimmungen
Gebannt lausche ich den Stimmen um mich herum. Für viele klingt die finnische Sprache hart und streng, für mich ist es wie Musik in den Ohren, auch wenn ich kaum was verstehe. Der Klang berührt Zellen in mir, die alte Erinnerungen gespeichert haben. Noch mehr hüpft mein Herz, als ich es mir mit dem ersten Kaffee und Pulla in der Morgensonne auf dem Deck gemütlich mache. Es schmeckt nach guten Zeiten. Als das Leben noch leicht war.
Ich kann es immer noch nicht richtig fassen. Ich bin auf dem Weg nach Finnland! Allein. Ohne Rückfahrkarte. Ohne gebuchtes Hotel. Ohne Plan.
Fortsetzung???
Wie ist es möglich, Gefühle und Stimmungen so unfassbar schön zu beschreiben?
Ich werde nie eine Antwort darauf finden.
Es bleibt die Faszination!
Am Ende taucht plötzlich – wie ein Schock – das Wort Fortsetzung mit drei Fragezeichen auf.
Noch offene Fragen zu Beweggründen, das Herausfinden der magischen Anziehung, das alles schreit nach mehr!
Bitte mach weiter!!!
Sonst würde verdammt viel fehlen im Alltag.