Das stille Volk von Reijo Kela - Ort: Suomussalmi Finnland - Foto: Tarja Prüss | www.tarjasblog.de

Das stille Volk

Sie stehen einfach so da. Still und stumm. An die 1.000. Alle in dieselbe Richtung blickend. Direkt an der Fernstraße E5, etwa 30 Kilometer nördlich von Suomussalmi. Das stille Volk.

„Hiljainen Kansa“, das „stille Volk“ nennt Reijo Kela sein Werk.

Das stille Volk - Suomussalmi Finnland ©Foto: Tarja Prüss

Je nach Tageszeit und Wetter erzeugen sie eine unheimliche Stimmung. Machen nachdenklich.

Sind Parallelen beabsichtigt? Die Finnen, die ja als schweigsam gelten. Oder ist das nur ein Vorurteil, ein Klischee?

Da hab ich nun so viele Fragen. Aber das stille Volk bleibt stumm.

Hiljainen-Kansa-stilles-Volk-Video from Tarja Prüss on Vimeo.

Ich wandere durch die endlos scheinenden Reihen und mit jedem Schritt tauchen mehr Fragen auf. Wer wohl dieses Kleid mal getragen hat? An einem schönen Sommerabend darin getanzt hat? Ob sie wohl noch lebt?


Wer trug dieses T-Shirt, welche Erinnerungen sind damit verknüpft? Und wie fühlt es sich wohl an, wenn man seine eigenen Sachen hier wieder findet. Aufgehängt an einer simplen Holzkonstruktion und einem Krauskopf. Zwischen all den anderen Krausköpfen.

Ist es eine Mahnung an den Krieg. Eine Erinnerung an all die, die nicht aus dem Krieg zurück kamen? Hier in Suomussalmi gab es eine der schlimmsten Schlachten. Im Winterkrieg zwischen Finnland und der Sowjetunion (1939-40) sind hier auf den Feldern tausende Menschen ums Leben gekommen. Um die Jahreswende 1939/40 gelang es finnischen Verbänden, den Vormarsch der Roten Armee aufzuhalten. Zahlreiche Denkmäler in der Region erinnern an das Geschehen. Wer mehr darüber wissen möchte: Die Schlacht von Suomussalmi

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5 Kommentare zu „Das stille Volk“

  1. Wenn der Schöpfer keine Antwort gibt, bleibt die Deutung dem Betrachter.
    Die Kleidung ist nur Fassade, entscheidend sind die Kreuze.
    Ein Hinweis auf die Vergänglichkeit, bestimmt aber noch mehr ……..
    Ein Appell, eine Mahnung, ein Aufruf zur Vernunft?

  2. Frau MO schreibt:
    Wie unheimlich und faszinierend zugleich. Sieht sich der Betrachter in einem der 1.000 Kreaturen bzw. Kreuze selbst? Ist es nur eine besonders bizarre Form von Kunst? Soll es ein Märchen, eine Gruselgeschichte sein? Eine Mahnung, Erinnerung, Warnung? Vielleicht ein bisschen von allem, auf alle Fälle phantastisch!!

    Kian schreibt:
    Wenn man die 1.000 Figuren entkleidet, sieht es so aus, als ob das stille Volk gestorben wäre…:-)(-:

    1. „Mahnung, Erinnerung, Warnung“ – könnte alles zutreffen.

      Die Erde hat inzwischen über 7 Milliarden Bewohner, die in 194 Staaten leben.
      Nur wenige Mächtige herrschen aber über unseren Globus!

      Auf dem Shirt in der Mitte des letzten Bildes steht „B47“.
      War das nicht der Name des US-Stratosphären-Bombers in
      Zeiten des Kalten Krieges?
      Noch immer gibt es Kriege und Massenvernichtungsmittel.

      Nennt der Künstler sein Werk das „stille Volk“, weil er es wachrütteln will?
      Weil es nicht ruhig sein soll, sondern aufbegehren?
      Gut möglich, dass er gar nicht die finnische Bevölkerung
      allein meint, sondern an die ganze Menschheit appelliert.

      Ich bin sicher, dass Reijo Kela eine ernste Botschaft in seinem Werk verkünden will.
      Aber welche tatsächlich?
      Wir werden es wahrscheinlich leider nie erfahren.

  3. Ich würde im ersten Moment vermutlich denken: „Shit! Jetzt fängt die Zombie-Apokalypse also doch an!“

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