Morgenvogel - oder wie das Zwitschern in die Stadt kommt
Jetzt, wo die Tage wieder spürbar länger werden, zwitschern sie es von allen Dächern: Der Frühling kommt! Ich mag es, morgens vom Singen der Morgenvögel geweckt zu werden. Dabei kommt mir eine finnische Künstlerin aus Berlin in den Sinn, die ich vor Corona kennengelernt habe.
Ihr Name ist Programm: Morgenvogel.
Hat aber nichts zu tun mit: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Oder Morgenstund hat Gold im Mund. Es ist acht Uhr am Abend, als Maria-Leena Räihälä in ihrer temporären Galerie in Berlin steht, die Tür weit offen. Alles an ihr ist an diesem Tag weiß bis cremefarben. Sie begrüßt die Gäste der Finissage.
Wer den Geruch von Ölfarbe oder großformatige Leinwände an den Wänden erwartet, liegt falsch. Brutkästen stehen hier zu Dutzenden, hübsch neben- und übereinander aufgereiht. Warten auf neue Besitzer.
Mal mit kleinem, mal mit größerem Einflugsloch.
Die finnische Künstlerin Maria-Leena Räihälä beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Vögel. Seit mehr als zehn Jahren baut sie zusammen mit dem Autor Manuel Bonik Vogelbruthäuser in Berlin.
Morgenvogel: Wohnraum für alle
„Die Vögel haben es schwer in Berlin,“ sagt Maria-Leena Räihälä. Fassaden werden renoviert, Nistplätze in Mauervorsprüngen, Rissen oder schadhaften Dachkonstruktionen dadurch vernichtet. Immer dichter wird gebaut, immer effizienter und zugleich vogelfeindlicher.
In Anlehnung an menschliche Wohnbedingungen, aggressiv agierende Immobilienhaie kund die schwierige Suche nach kostengünstigem Wohnraum nicht nur in Berlin, nennt Maria-Leena ihr Kunstprojekt Real Estate MORE.
Hunderte von ihren Vogelbruthäusern hängen bereits über die Stadt verteilt. Aber es reicht noch nicht. Weitere 250 sind nun entstanden, auch dank Förderung durch die Stiftung Naturschutz Berlin. Sie gehen vor allem an Berliner Altersheime, Krankenhäuser und Kindergärten.
Vom einfachen Mökki bis zum Penthouse
Denn das Leben eines Vogels zu verfolgen, ihn immer wieder zu beobachten, wie er seinem Tagwerk nachgeht, das hilft nicht nur Demenz-Kranken, es entschleunigt und hilft, den Focus neu auszurichten.
Und während ich das hier schreibe, zuhause am Schreibtisch, zwitschern, rufen und …die Vögel um mich herum. Sie sitzen auf dem Dach und ich darunter, sie fliegen an meinem Fenster vorbei, auf der Suche nach Futter oder auf dem Weg zu ihrem neuen Zuhause.
Aus dem angrenzenden Wald zeigt sich täglich ein großer Raubvogel, ein Milan ist es, glaube ich. Er dreht seine Runden und manchmal schießt er wie ein Pfeil zu Boden, weil er eine Maus entdeckt hat, die mein Kater aus unbekannten Gründen auf dem Rasen abgelegt hat.
Maria-Leenas Häuschen sind vor allem für Meisen, Spatzen, Kleiber und Trauerschnäpper ausgerichtet. Es gibt aber auch Spezialanfertigungen, etwa für Stare. Oder sogar luxuriöse Penthouse-appartements für Piepmätze. „Die sind aus den Holzstücken entstanden, die beim Bauen der Häuschen übrig blieben,“ sagt Maria-Leena.
Ihren Erfahrungen zufolge hält so ein Morgenvogel-Haus mindestens zwölf Jahre. Alle zwei Jahre sollte es geöffnet und von alten Nestern befreit werden.
Wer jetzt Lust auf Wohnungsbesichtigungen bekommen hat – oder demnächst ein Morgenvogel-Heim sein Eigen nennen möchte:
Weitere Fragen beantwortet Maria-Leena unter: maria@morgenvogel.net.
Transparenzhinweis:
**Das ist keine bezahlte Werbung. Hier hat weder Geld noch ein Vogelhäuschen den Besitzer gewechselt. **
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