— Sonnenaufgang: 10.21 Uhr — Sonnenuntergang: 14.05 Uhr — Tageslänge heute: 3 Stunden 44 minuten — Minus 15 Grad. Ein geomagnetischer Sturm, Polarlichter und die Geminiden. Klingt nach einer guten Kombination und viel Bewegung am Himmel.
Sollte ich tatsächlich kurz vor meiner Abreise aus Oulu noch mal revontulet = Polarlichter sehen dürfen?
POLARLICHTER UND STERNSCHNUPPEN
Gespannt hab ich schon tagsüber die Vorhersagen beobachtet. Und gehofft, dass der Himmel klar bleibt in der Nacht.
Doch lange passiert gar nichts.
Aber man kann ja auch Sternschnuppen bewundern. Und den Mond. Geminiden gehören zu den attraktivsten Sternschnuppenschauern des Jahres. Der Meteorstrom bringt zum einen sehr langsame und zum anderen sehr helle Sternschnuppen hervor.
Polarlichter Suche: Abwarten
Das Fotografenherz will natürlich eine Sternschnuppe fangen. Doch immer befinden sie sich gerade auf der anderen Seite des Nachthimmels. Ein paar kleine hab ich dann doch erwischt.
Was mich aber viel stärker beeindruckt, sind die Geräusche in der Nacht.
Unter dem See pollert und rumpelt es, mal klingt es wie unterirdische Maschinen, mal wie ein Ungeheuer, das pfeilschnell einen Angriff unter dem Eis startet. UNHEIMLICH. RICHTIG UNHEIMLICH.
Mal sind die Geräusche weit weg, mal ganz nah. Mal an einer Stelle, mal breiten sie sich in rasender Geschwindigkeit aus.
Das Kopfkino läuft… was ist das? Ungeheuer? Umherirrende Wesen unter dem Eis, die einen Weg raus, an die Oberfläche suchen?
Unheimliche Winternacht
Haben sie Gutes oder Böses im Sinn? Manchmal denkt man, jetzt springt jemand aus dem Wasser. Manchmal klingt es wie knirschendes Schritte auf Eis und Schnee. Kommt da jemand? Ist da jemand? Es hämmert, kracht, knarzt, poltert. UNHEIMLICH.
Das Eis etwas starres, lebloses ist, glaub ich nicht mehr. Es lebt und es ist zusammen mit dem Frost sehr lebendig.
Gut, dass ich nicht allein bin. Ich wär umgefallen vor Angst. Kaum hat man sich wieder beruhigt, knallt es von der Ferne. Oder auch näher. Ist da jemand?
Der Frost lässt die Bäume knacken und knallen. Manchmal klingt es wie ein Schuss. In der sonst so betörenden Stille verstörend, aufschreckend, beängstigend.
In der Zwischenzeit flehen die Fingerspitzen um Wärme. Es sind minus zehn Grad. Seit Stunden stehen wir in der Kälte. Wird es heute noch Polarlichter geben? Niemand weiss es. Lohnt es wirklich, hier weiter in der Kälte rumzustehen und in den Himmel zu starren???
Es ist auch ein Spiel um Hoffnungen, Erwartungen, den richtigen Moment am richtigen Ort.
Polarlichter am Himmel
Und dann kommen sie plötzlich. Die Augen haben sich so gut an die Dunkelheit gewöhnt, dass man sie erahnen kann. Oder ist das nur Wunschdenken?
DOCH! Da sind welche! Diesmal ganz langsam, ohne viel Bewegung. Und nur sehr kurz. ABER ROT! Die Polarlichter erzeugen am nächtlichen Firmament eine ganz andere Stimmung als letztes Mal, als sie über den ganzen Himmel tanzten.
Was für ein Glücksmoment! Kurze unschätzbare Momente!
Und doch wirken sie wie eine Droge, puschen einen in dem Moment auf, die Müdigkeit verflogen, der steife Nacken vergessen, die klammen Finger arbeiten plötzlich ohne zu murren – aufgeregt, euphorisch, glücklich, süchtig. Man will mehr. Nochmal. Ist bereit, die ganze Nacht zu opfern für einen weiteren Anblick.
Aurora hunter…
Morgens um sieben bin ich zuhause. K.O., durchgefroren, steif, müde. Aber sehr zufrieden. Dankbar für diese atemberaubenden Momente.
Sie lassen sich nicht festhalten, nicht mal wirklich auf einem digitalen Foto.
Ihre Magie lebt vom einzigartigen Moment, von diesem Geschenk, das mit eigenen Augen zu sehen, in sternenklarer Nacht unter diesem gigantischen Himmel zu stehen und einfach zu STAUNEN.
Ja, es ist völlig nachvollziehbar, dieses Erlebnis.
Wer die Polarlichter einmal gesehen hat, den lässt der Bann wahrscheinlich
nie mehr los!
Aber was waren das für Geräusche am See?
Auch das ist erklärbar:
Seen frieren immer schichtweise von oben nach unten zu.
Wasser hat unter den Flüssigkeiten eine anomale Ausdehnung,
die höchste Dichte wird bei 4 Grad Celsius erreicht.
Unter der Eisschicht entstehen Turbulenzen, weil das schwerere Wasser
absinkt und das leichtere Wasser steigt.
Erst wenn die restliche Wassermenge konstant 4 Grad erreicht hat,
kehrt Ruhe ein.
Egal wie dick das Eis wird, es bleibt immer eine Restmenge Wasser übrig,
in dem die Fische überleben können.
Der Wasserdruck spielt eine Rolle, auch die hohe Spannung der Eisdecke,
es entstehen immer wieder Risse.
Außerdem ist die Schallgeschwindigkeit im Wasser 10mal höher als in der Luft.
Der Schall bricht sich, vereinigt sich und dringt an unser Ohr.
Das Gurgeln, Krachen, Rumpeln – bisweilen auch Flüstern und Stöhnen –
kommt durch die stille Umgebung natürlich viel stärker zur Geltung!
Ab und zu knarrt auch ein Baum unter der Belastung des strengen Frosts.
🙂