und was Jokipii und Lindau am Bodensee miteinander verbindet
Jokipii und damit auch Jokipiin Pellava ist gut eine Zugstunde von Tampere entfernt -und rund 30 Kilometer von Seinäjoki – und dazwischen ist ganz viel Wald. Vor allem Wald. Schwer vorstellbar, dass in diesem Nirgendwo eine Leinenfabrik sein soll, deren Produkte in die ganze Welt geliefert werden.
Auf dem Welt-Sauna-Forum in Tampere lernte ich Timo Laurila kennen. Er spricht hervorragend deutsch und fragte mich, wo ich lebe. Wie üblich wollte ich kurz ausholen und erklären, wo Lindau am Bodensee liegt. Doch in diesem Fall konnte ich mir das sparen. Denn Timo reagierte prompt: „Ah, Lindau kenne ich gut.“
Was für eine Überraschung! Wie konnte das sein?
„Unsere Webmaschinen kommen nämlich aus Lindau am Bodensee.“ Da fiel auch bei mir der Groschen. Dornier ist weltweit für seine großen Webmaschinen bekannt. Bei Jokipiin Pellava sind gleich mehrere im Einsatz.
Als dann eine mündliche Einladung nach Jokipii folgte, war ich sogleich Feuer und Flamme. Eine Leinenweberei von innen sehen dürfen? Ja klar komme ich!
Fabrik im malerischen Nirgendwo
Gesagt, getan. Ein paar Tage später saß ich im Zug Richtung Seinäjoki. Timo holte mich vom Bahnhof ab und erzählte mir von dem malerischsten Zugang zu einer Fabrik: Sie läge nämlich mitten in der Wildnis von einem Fluss umgeben, über den eine kleine Holzhängebrücke führe. Und er versprach nicht zu viel: Der Weg für Fußgänger zur Weberei gleicht einem Spaziergang durch die malerische Landschaft Süd-Österbottens.
Über 100 Jahre Geschichte
Das über 100 Jahre alte Unternehmen Jokipiin Pellava ist einer der traditionsreichsten Hersteller von Leinentextilien in Finnland. Die Fabrik von Jokipiin Pellava befindet sich immer noch an ihrem ursprünglichen Standort in Jokipii, Finnland. Die Produkte aus Leinen sind langlebig, praktisch und haben ein zeitloses finnisches Design.
Jokipiin Pellava
Angefangen hat alles mit einem Sägewerk des Großvaters vor über 100 Jahren. Dann wurde eine Wollspinnerei daraus, später eine Leinenspinnerei und 1950 begann das Unternehmen, nicht nur Garn zu liefern, sondern auch selbst zu weben.
Jokipiin Pellava scheint mehr eine große Familie zu sein als ein Unternehmen. Die Chefs kennen nicht nur ihre Mitarbeitenden seit vielen Jahren, sondern auch deren Familien und Geschichten. 31 Mitarbeitende hat das Unternehmen – viele von ihnen sind seit Jahrzehnten dort beschäftigt.
Die Arbeitszeit beginnt um 6.30 Uhr und endet um 15 Uhr – das auch mit Rücksicht auf die Mitarbeitenden, denn so haben sie mehr Zeit für die Familie, sagt Timo.
Leinenfertigung
Beeindruckend ist der Raum, in dem die neuen Muster aufgezogen werden: Hunderte Fäden hängen in der Luft, einem geheimen Rhythmus folgend, den nur Eingeweihte verstehen. Ein Gewirr aus fein gesponnenen Fäden, die durch Häkchen und Ösen gezogen werden müssen, ohne dass sie sich verknoten oder die Reihenfolge vertauscht wird. Das erfordert höchste Konzentration von den Mitarbeitenden.
Später werden aus diesen großen Spulen wie mit Zauberhand die unterschiedlichsten Muster gewebt – für Saunahandtücher, Peflettis, Küchenhandtücher und anderes mehr.
Sauber umsäumt werden die Teile immer noch von Näherinnen. Manuell wird jedes gefertigte Stück dann noch geprüft und kontrolliert, bevor es von Hand verpackt wird.
Oma Design – Eigenes Design
Viele Unternehmen lassen hier fertigen, Leinentücher mit ihrem eigenem Logo oder ihrem eigenen Design.
Leinen ist sehr strapazierfähig, schmutzabweisend und atmungsaktiv. Außerdem isoliert Leinen die Wärme und ist die saugfähigste aller Naturfasern. Ideal also für die Sauna.
„Leinen atmet. Im Winter wärmt es, im Sommer kühlt es,“ sagt Timo. Die Garne stammen aus Europa, genauer gesagt aus Frankreich und Belgien. Auch Timo und sein Sohn Jussi, der die Firma mittlerweile leitet, kennen die Trends und Moden. „War schwarzes Design in den vergangenen Jahren gefragt, ist Grau jetzt das neue Schwarz“, sagt Jussi Laurila.
Auch sie bekommen die allgemeinen Preiserhöhungen zu spüren. Zum Glück haben sie ihre Lager rechtzeitig vor der Krise voll gemacht.
Nachhaltigkeit und Ökologie spielen auch in der Leinenproduktion eine große Rolle. Wir sind glücklich, mit Leinen zu tun zu haben, sagt Jussi, denn von der Pflanze wird alles genutzt und wir produzieren kaum Müll.
Großbritannien und Japan sind neue Märkte, die gerade erschlossen werden. Aber auch Deutschland ist ein wichtiger Partner, weswegen sie zusammen mit „Sauna from Finland“ auch bei der Interbad in Stuttgart vertreten sein werden. Mit im Gepäck wird dann auch eines meiner Lieblingsstücke sein: das Saunakissen, von denen rund 1.000 pro Woche in Jokipii hergestellt werden. Gefüllt werden die Kissen in einem befreundeten Unternehmen nur 10 Kilometer von der Leinenweberei entfernt.
Heute weiß ich gar nicht mehr, wie ich es ohne Saunakissen in der Sauna ausgehalten habe.
Fabriksbesuch: Es sind Führungen möglich. Mehr Infos dazu hier: https://jokipiinpellava.fi/
Jokipii
Jokipii gehört zur Gemeinde Kurikka (rund 20.000 Einwohner). Es liegt in der Region Süd-Österbotten, regionale Hauptstadt ist Seinäjoki.
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