Hier ist der Sensenmann gern gesehen.
Die Sense verbindet man heutzutage in erster Linie mit dem Mythos des Sensenmannes. In Deutschland wie in Finnland und anderen Ländern ist er das Symbol für den Tod. In Liminka in Nordfinnland sieht man das anders. Hier wird seit bald 30 Jahren die wohl einzigartige Weltmeisterschaft im Sensenmähen ausgetragen.
Für Katri Molander ist das „Viikateniiton-MM-Kisat“ ein Pflichttermin. Sie nimmt seit Jahren in der Kategorie der über 70-jährigen Frauen teil. „Auf die richtige Mähtechnik und die Haltung kommt es an“, sagt Katri Molander, die als älteste Teilnehmerin auch in der Kategorie der über 80-Jährigen gewonnen hätte, wenn es denn eine solche gegeben hätte. In jedem Fall ist sie kein Freund langer Reden und großer Worte. Solange es ihre Gesundheit zuließe, wolle sie auch weiterhin an dem sportlichen Wettbewerb teilnehmen, sagt sie knapp, schultert ihre Sense und stiefelt davon.
Die Sense schwingen
Bei den Männern treten jeweils drei Teilnehmer zeitgleich gegeneinander an. Sie müssen insgesamt vier Reihen hohes Gras mähen. Sie tragen bäuerliche Tracht mit hohen Stiefeln und gestreiften, kragenlosen Hemden. Dass wir uns nicht im Jahre 1890 befinden, lässt sich in diesem Moment nur an den Startnummern auf ihrer Brust ablesen. Sehr gleichmäßig holen sie aus und lassen die bis zu 80 Zentimeter lange Klinge durchs Gras gleiten. Sehr routiniert sieht das aus, eine rhythmische Abfolge von Bewegungen, tausendfach erprobt, einstudiert und abgerufen. Es erinnert ein wenig an ein gleichmäßiges Wiegen im Dreivierteltakt, nur fehlt die Musik.
Nachdem die erste Reihe hohen Grases flach am Boden liegt, nehmen die Teilnehmer Fahrt auf, laufen schnellen Schrittes zum Beginn der zweiten Reihe, um dann das Tempo wieder zu drosseln und in ihren ganz eigenen Takt zu finden.
Über mehrere Lautsprecher dröhnt der Kommentator, der den jeweiligen Zwischenstand durchgibt.
Die bunt gemischten Zuschauer beklatschen jeden Teilnehmer, der nicht aufgibt und Quadratmeter für Quadratmeter Wiese platt macht.
Gemessen wird die „Erntezeit“, dabei fließen auch die Sauberkeit des Mähens und das vorherige Wetzen der Sense mit in die Gesamtnote ein.
Die Siegerinnen und Sieger der Sensen WM
„Weltmeister 2022“ wurden Sini Juntunen bei den Frauen, Antero Autio bei den Männern in der Kategorie 70+ und Martti Tenhunen in der Gesamtwertung der Männer. Martti Tenhunen, Juha Juntunen und Antero Autio gewannen ebenfalls Gold im Teamwettbewerb der Männer. Zum Goldteam der Frauen gehörten Eila Huuskonen, Sini Juntunen und Pirkko Jaakola-Juntunen.
Pirkko Jaakola-Juntunen und Juha Juntunen gewannen die Goldmedaille in der Mannschaft und die Silbermedaille in der Einzelwertung der Gesamtserie.
Das Sensen-Handwerk ist vom Aussterben bedroht. Mit dem Wettbewerb wollen wir auch darauf aufmerksam machen, sagt Pekka Rajala, Bürgermeister von Liminka.
Markttreiben in Liminka
Umrahmt wird die Weltmeisterschaft von einem historischen Kunsthandwerkermarkt und zahlreichen Aktionen für Kinder. Sie können auf Traktoren klettern und auf Ponys reiten, Alpaka und Lämmer streicheln, lernen spielerisch, was auf den Äckern wächst und wie Bienen Honig machen. Damit die Konzentration nicht leidet, gibt es Eis und Zuckerwatte für die Kleinen gratis. Und zur Belohnung bekommen sie eine kleine Tanne, die sie zuhause im Garten anpflanzen könnten. Maßnahmen gegen den Klimawandel auf ganz praktische Art. „Unser Wiesentag soll die Vielfalt und die Möglichkeiten des ländlichen Raumes zeigen“, sagt Pekka Rajala.
Gastgeber des historischen Marktes, der rund 4.000 Besucher anlockte, ist ebenfalls eine historische Figur: Hannu Krankka, ein großer Mann in der Geschichte Liminkas und ein Hauptmann der Kaulquappenkriege, der von Sauli Pahkasalo verkörpert wird.
Neben Krankka werden auch andere Wahrzeichen von Liminka zum Leben erweckt. In der Altstadt von Liminka sind an diesem Tag im August auch das Abraham-Ojanperä-Gedenkhaus Aappola und das Vilho-Lampi-Museum geöffnet.
Früher kamen zur Sensen WM in Liminka auch Teilnehmer aus anderen Ländern. Dieses Jahr war die „Weltmeisterschaft“ eine rein finnische. Aber das kann sich ja auch wieder ändern.
Katri wird wohl auch nächstes Jahr wieder kommen. Sie plädiert allerdings für Neuerungen: Es sei nicht fair, dass sie in der Kategorie „70+“ antreten müsse – für die über 80-Jährigen sollten es eine eigene Kategorie geben!
Infos | FAQ
Die Sense ist vermutlich eines der ältesten Werkzeuge in der Landwirtschaft. Heutzutage gerät sie zunehmend in Vergessenheit, auch wenn das Mähen mit der Sense viele Vorteile bietet. Sensen bestehen aus einem Metall- oder Holzbaum und einem Sensenblatt. Die Baumlänge sollte an die Körpergröße angepasst sein. Die besten Sensenbäume bestehen aus natürlichem Krummholz. Sie besitzen eine hohe Bruchfestigkeit, da die Fasern dem Baumverlauf folgen. Das richtige Dengeln erfordert Übung und ist wichtig zum Erhalt der Schärfe. Zwischen den Mahdgängen sollte das Blatt durch Wetzen geschärft werden. Vor jedem Einsatz muss das Blatt richtig eingestellt werden.
Die richtige Körperhaltung entscheidet über die Effizienz beim Mähen.
Naturschutzorganisationen wie der NABU oder Vereine wie der Sensenverein Deutschland mit Sitz in Wangen bieten spezielle Kurse an, in denen man das richtige Sensen lernen kann.
In Liminka in Finnland.
Die Sensen WM findet im August statt, wenn die Wiesen hoch genug sind.
Liminka ist eine Gemeinde im Norden Finnlands und liegt südlich von Oulu. Sie ist 651,71 Quadratkilometer groß und hat derzeit über 10.000 Einwohner.
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