Verblödung und Bildung gleichzeitig – eigentlich ein krasser Widerspruch. Die Finnen schaffen den Spagat.
Finnisches Fernsehen
Finnisches Fernsehen ist genauso amerikanisch durchseucht wie das deutsche. Einziger Unterschied: man könnte es insofern gerade noch als Bildungsfernsehen bezeichnen, weil die Zuschauer immerhin englisch lernen dabei. Nichts wird hier synchronisiert. Alles läuft mit Untertiteln. Teilweise sogar die Werbung. Auch im Kino laufen alle Filme in Originalsprache. Vermutlich mit ein Grund, warum alle Finnen ziemlich gutes Englisch sprechen. Und nebenbei bemerkt: auch interessant, welche Originalstimmen manche Schauspieler haben und welch grotten schlechte Aussprache dabei….
Ansonsten findet man auch hier Altbekanntes, wie es in ganz Europa produziert wird und die Zuschauer verblödet: Idols heisst die Sendung hier und sucht ebenfalls den Superstar.
Juroren auch hier „Stars“, die ihren Zenit schon lange überschritten haben. Talentshows jeder Art flimmern genauso über den Schirm wie Tanzshows, Reality-TV-Formate und täglich ist auch hier Big brother watching you.
Bei den Nachrichtensendungen fällt mir auf, dass der Wetterbericht noch ausführlicher ausfällt, minutenlang wird über Wolkenformationen, -bewegungen und Windgeschwindigkeiten in Meter pro Sekunde informiert. Jede Region wird besprochen. Und es gibt auch Nachrichten in Gebärdensprache und sogar in englisch!
Finnisches Radio
Im Radio: viel finnischsprachige Musik, lange Talks selbst am Morgen, unvorstellbar bei unseren formatierten Radios, dass man mal acht oder zehn Minuten einfach plaudert oder gar diskutiert, übers Schulsystem oder die Gesundheitsversorgung.
Verkehrsfunk fällt hier dafür sehr kurz aus oder entfällt ganz, denn es gibt kaum was zu vermelden.
Stau habe ich nach 5.000 km noch gar keinen erlebt.
Auf einer Strecke von 500 km gabs nur eine einzige Ampel. Auf einer anderen Strecke über 600 km nur eine einzige Baustelle.
Eine deutsche Vorabendserie mit finnischen Untertiteln läuft hier ebenfalls täglich über den Schirm. Eigentlich ideal für mich, um finnisch zu lernen. Aber ehrlich gesagt, ich halts nicht aus, ertrag den Schwachsinn nicht. Dann lern ich lieber ganz klassisch und altmodisch Vokabeln aus einem Buch.
Vielen Dank für deinen informativen und humorvollen Beitrag!
Große Klasse (wie immer)! :-)
Der „Bildungseffekt“ ist vermutlich der entscheidende Unterschied.
Seit „Der Meister der unfreiwilligen Satire“ – Ede Stoiber – die Einführung der Privaten Sendeanstalten bei uns vorangetrieben hat, passen sich die Öffentlich-Rechtlichen deren Niveau immer mehr an.
Klar, es geht um Quoten.
Nachvollziehbar und trotzdem unverschämt, schließlich wird die GEZ erhoben.
Allmählich habe ich aber immer mehr den Eindruck, dass bei den Programmangeboten Methode dahinter steckt.
Wenn Dummheit der Mantel aller Macht ist, haben die Herrschenden wenig Interesse,
daran etwas zu ändern.
Im Gegenteil, der Konsument wird eingelullt, besonders in den Vorabendprogrammen
und Samstagabendsendungen.
Verblödungsfernsehen passt zu unserem Bildungssystem!
Nichtwissende kommen nicht auf dumme Gedanken … etwa etwas zu verändern…