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Revontuli – Warum man die Hoffnung nie aufgeben darf

Wo sieht man Polarlichter in Lappland ?
An sich ist Lappland ein guter Platz für Polarlichter. In rund 200 Nächten kann man sie am nächtlichen Firmament sehen. Theoretisch zumindest. Praktisch nur dann, wenn der Himmel klar ist. Doch die ganze Woche schon hängen tiefe grau-weiße Wolken am Himmel. Verhindern den ungetrübten Blick auf Mond, Sterne und die so ersehnten Polarlichter.

Warum man dennoch die Hoffnung nie aufgeben darf, das habe ich heute vor einem Jahr fast genau auf den Tag gelernt. In einer klirrend kalten Nacht mit Schnee durchtränkter Luft in Inari.

WO SIEHT MAN POLARLICHTER IN LAPPLAND ?

Sonnenuntergang in Lappland. Sonne verschwindet hinter eine großen Fichte. ©Tarja Prüss | Tarjas Blog -Reiseblog Finnland
Kurz vor Inari - Lappland Finnland

Inari! Schon der Name lässt mein Herz ein wenig höher hüpfen.
Pünktlich zum Sonnenuntergang am späten Nachmittag landen wir in Inari, nachdem wir fünf Stunden durch endlos scheinende Winterlandschaften gefahren sind.
Mich hält nichts im Zimmer. Ich muss da raus.

Die Kälte auf der Haut spüren und die sanften Schneeflocken. Kaum spürbar, so ohne Gewicht, wirbeln sie umher, als wollten sie noch nicht zu Boden sinken. Tanzen und segeln auf jedem Windhauch noch ein wenig umher. Übermütig irgendwie. Wie aufgedrehte kleine Kinder. Als wäre das ihr großer Moment.

Als ob sie lange auf diesen einen wichtigen Moment gewartet hätten, hüpfen und fliegen sie wild durch die Luft, überholen sich gegenseitig, umkreisen sich, purzeln hin und her, wohl wissend, das sie nur diese eine Chance haben. Dass alles vorbei ist, sobald sie am Boden landen und mit all den anderen Schneeflocken verschmelzen.

Es schneit nachts in Inari. Blick in den Schneeflockenhimmel ©Tarja Prüss | Tarjas Blog - Reiseblog Finnland

Hoffen und Bangen

Später dann Treffen mit der Präsidentin des samischen Parlaments.
Abendessen. Vorhersagen studieren.
Immer noch Schneefall. Der Himmel hängt voller Schneewolken.
Keine Chance.
Dennoch: einen Versuch muss ich wagen, vielleicht der letzte, vielleicht der einzige nach einer Woche mit grauem bedecktem niedrig hängendem Himmel.

SCHNEEFALL - AUSSCHLUSSKRITERIUM FÜR POLARLICHTER

Geisterbilder auf der Kamera mit Langzeitbelichtung ©Tarja Prüss | Tarjas Blog - Reiseblog Finnland
"Geister-Selfie"

Doch die Sterne, die vor dem Abendessen noch kurz zu sehen waren, sind weg. Nur dunkle Suppe. Trotzdem mache ich mich auf den Weg. Es schneit schon wieder.
Ein Ausschlusskriterium für Polarlichter.

Naja, dann werden es eben nächtliche Waldaufnahmen. Oder Geisterselfies. Es gibt schlimmeres.
Immer weiter Richtung See und weg vom Ort. Der frisch gefallene Schnee dämpft das Knirschen meiner Schritte in dieser Winternacht, die Augen gewöhnen sich langsam an die Dunkelheit, die vom Schnee ein wenig aufgehellt wird.

Der Schneefall lässt nach und über den Baumkronen wird der Himmel dunkler. Sollte es tatsächlich noch aufreißen? Wunschdenken.
Erste Probeaufnahmen zeigen nur einen weissen Himmel, voller dicker Schneeflocken, die auf die Erde wollen.
Doch so schnell gebe ich nicht auf.
Laufe weiter und mache Testaufnahmen. Das Display bleibt schwarz-weiss.

Straße in Inari - Lappland - in der Nacht im Winter mit Schnee. ©Tarja Prüss | Tarjas Blog - Reiseblog Finnland

Aufgeben - ja oder nein ?

Irgendwann kommt man dann der Punkt, an dem man darüber nachdenkt, das Vorhaben aufzugeben und lieber unter die warme Decke zu schlüpfen. Eigentlich ja Quatsch, hier in der nächtlichen Kälte umher zu tappen. Polarlichter kann man eben nicht erzwingen, auch wenn man sie sich so sehr wünscht.

Doch es ist Papas Geburtstag, er ist mittlerweile länger weg als er überhaupt hier in dieser Welt war. Und es ist zugleich der Jahrestag meiner allerersten Polarlichter. Heute genau vor fünf Jahren habe ich sie das erste Mal mit eigenen Augen gesehen.

Der Bär dreht sich noch mal um

Der Große Braune, die Honigtatze, der König des Waldes kommt mir in den Sinn, dessen Name nicht gesagt werden darf, um ihn nicht zu wecken. Der dreht sich nämlich genau heute im Winterschlaf auf die andere Seite. Besagen zumindest die alten Sagen aus grauer Vorzeit.
Genug gute Gründe, um noch ein wenig Geduld aufzubringen.

GLÜCKSMOMENTE - GLÜCKSLAND

Und plötzlich bewegt sich da was am Himmel. Wabert langsam. Pulsiert. Das kann keine Schneewolke sein.
Oder doch? Mein Herz klopft. Vielleicht hab ich doch noch Glück!
Ich schaue genauer. Ja, das muss eins sein. Ja, das ist eins! Ein grünes Polarlicht am Schneewolken-vergangenen Himmel. Kurz reißen die Wolken auf und zeigen mir ein bisschen von dem, was sich vielleicht schon die ganze Zeit hinter den Wolken abspielt.
Juhuu – mein Herz hüpft vor Glück, ich lache in die Dunkelheit und mit ihr, freu mich wie ein kleines Mädchen.
Was ist das Leben schön!

Wo sieht man Polarlichter in Lappland ? In Inari - Wolken reißen kurz auf und geben den Blick frei auf grüne Polarlichter © Tarja Prüss | Tarjas Blog - Alles über Finnland

Schwupps, ziehen sich die Wolken wieder zu, verschließen den Blick auf die flirrenden Lichter. Das wars für heute. Schneefall setzt wieder ein. Doch mein Glücksmoment kann das nicht trüben.
Danke Universum! Danke Welt!
Danke Inari – du bist so schön.
Mein Seelenort. Mein Glücksland. Minun onnenmaa!

Wo sieht man Polarlichter in Lappland? Hier in Inari. Über dem Wald ©Tarja Prüss | Tarjas Blog - Reiseblog Finnland

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4 Kommentare zu „Revontuli – Warum man die Hoffnung nie aufgeben darf“

  1. Liebe Tarja,
    was für eine besondere Nacht! Danke, dass du sie mit uns teilt. Du hast das so wunderbar beschrieben. Da war ich fast dabei. Auf jeden Fall habe ich die Schneeflocken auf meinem Gesicht gespürt. Dankeschön! Karla

    1. Liebe Karla, danke für dein schönes Feedback. Freut mich sehr, wenn du/ihr mitreist…jetzt geht es ja bald wieder los Richtung Norden… freu mich schon sehr… lg, tarja

  2. Liebe Tarja,

    sehr schön geschrieben.
    In einem Punkt muss ich aber widersprechen. Schneefall muss kein Ausschlusskriterium sein. In Island hatte ich mein schönstes Polarlicht-Erlebnis, während dem es schneite. Da konnte man schon von einem Regenbogen am Nachthimmel sprechen, so viele verschiedene Farben gab es. Leider ist der Schnee daran schuld, dass ich keine Fotos davon habe (und meine damalige Kamera). Nach einer Stunde des Beobachtens bin ich dann schlafen gegangen, weil ich am nächsten Tag arbeiten musst. Aber es war traumhaft!

    Liebe Grüße
    Silja

    1. Liebe Silja,
      das ist ja der Hammer! Davon habe ich bisher nichts gewusst. Ich dachte immer, wenn Wolken den Himmel verdecken, kann man die Lichter nicht sehen. Das muss ja echt ein irres Erlebnis gewesen sein. Schade, dass es keine Bilder davon gibt. Die hätte ich gerne gesehen. Liebe Grüße, tarja

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