Zwischen 200 und 280 verschiedene Begriffe kennen die Finnen, um das eigentliche Wort für Bär (karhu) zu vermeiden. Die Zahl variiert, je nachdem, mit wem man spricht.
BÄREN IN FINNLAND
Bären in Finnland heißen: Kontio, ohto, nalle, pöpö, mörkö, jumalan vilja, metsän kuningas sind nur einige Beispiele. Meist Beschönigungen wie metsän kuningas = König des Waldes. Aus Angst und Ehrfurcht. Den Namen direkt auszusprechen bedeutet, Unheil herauf zu beschwören. Im schlimmsten Fall gar einen Bärenangriff.
DER DESSEN NAME NICHT GENANNT WERDEN DARF
„Der, dessen Name nicht genannt werden darf“, das personifzierte Böse aus Harry Potter kommt mir in den Sinn. Der alten Mythologie zufolge war der Bär ein heiliges Tier. Es wurde in mystischen Ritualen verehrt und um Meister Petz rankten sich geheimnisvolle Geschichten. Noch heute ist es eines der nationalen Natursymbole Finnlands.
Ursus arctos arctos – Finnlands größtes Raubtier. Weniger als 2.000 Bären gibt es schätzungsweise noch in den dichten, ursprünglichen Wäldern im Nordosten des Landes. Dort kann man sie in freier Wildbahn beobachten. Auf Bärensafari in Kuusamo.
In Deutschland gibt es seit rund 170 Jahren keine Bären mehr. Man hat sie ausgerottet. Selbst Bruno, der 2006 von Österreich über die grüne Grenze kam, wurde wenig später als Problembär erschossen. In Finnland ist das anders. Hier gibt es noch frei lebende Bären. Und die wollen wir sehen. Mit eigenen Augen.
AUF BÄRENSAFARI
Mit dem Auto geht es zunächst über Schotterstraßen bis nahe an die russische Grenze. Unbewohntes Gebiet. Zu Fuß geht es weiter durch mooriges Waldgebiet, feuchte Schwüle begleitet uns durch den stillen, hellen Abend. Begleitet nur von Mückenschwärmen. Keiner spricht, als hätte uns die Aussicht, jederzeit einem Bären zu begegnen, die Sprache verschlagen. Vielleicht ist es auch das unheimliche Gefühl, sich so nah an der russischen Grenze zu befinden.
Nach einem kurzen Marsch gelangen wir zu einer einfach gezimmerten Holzhütte. Die nördlichste Bärenbeobachtungsstelle Finnlands. Mitten im Nirgendwo. In der Stille. In der Einsamkeit des finnischen Waldes. Hören, was sie uns erzählen mag.
Doch zunächst sehen wir nur aufgescheuchte Möwen, die den „Braten“ schon gerochen haben. Um es den Bären leichter zu machen, den dichten Wald zu verlassen, wurde nämlich auf der Lichtung roher Lachs ausgelegt.
BÄREN IN FINNLAND: DER KÖNIG DES WALDES
Würden wir ihn heute zu sehen bekommen? Das erste Mal im Leben? Mit eigenen Augen? Da kribbelt es schon ein bisschen im Bauch. So was erlebt man schließlich nicht alle Tage. Nicht vergleichbar mit einem Besuch im Zoo oder im Zirkus. Braunbären ohne Gitter dazwischen. Ungezähmt. Wild eben.
Vorsichtig und behutsam kommt ein ausgewachsener Braunbär aus dem Wald. Blickt sich um. Ob Gefahr droht. Strahlt eine unglaublich selbstbewusste Ruhe aus. Und enorme Kraft. Das spürt man selbst aus der Entfernung. Da schlägt einem das Herz schon höher. Eine seltsame Mischung aus Faszination, Ehrfurcht und eine gehörige Portion Respekt. Als wäre tief in unseren Genen die Angst vor Bären abgespeichert.
Sensationelle Bilder! Und wunderbare Geschichte. Gerne mehr davon. Schöne Grüße, Peter
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