Es war für alle Beteiligten ein gewagtes Experiment: eine Lesung in der Sauna.
Das Hotel wusste nicht, worauf es sich einlässt, ich wusste nicht, was auf mich zukommt, die Gäste wussten nicht, was passieren wird.
Eine textilfreie Lesung … eine Premiere der besonderen Art…
111 Gründe Geschichten – Lesung in der Sauna
Geschichten aus „111 Gründe, Finnland zu lieben“ – klar – aber welche? Natürlich müsste eine Sauna-Geschichte dabei sein. Und eine, die von den vielen Seen in Finnland handelt, hat die Panorama-Sauna doch direkten Blick auf den Turracher See. In den man anschließend auch gleich hüpfen kann. Vorausgesetzt, man hat die Hitze überlebt. 😉
Nein, allzu heiß sollte es nicht werden. 80 Grad würden völlig ausreichen, um finnische Sauna-Gefühle zu erzeugen. Da waren wir uns im Vorfeld schon alle einig.
Würden auch genug Leute kommen? Oder sitze ich da womöglich ganz allein in der Sauna? Doch die Sorgen waren überflüssig. Pünktlich zu Beginn der Lesung ist die Sauna gut gefüllt mit mutigen Schwitzwütigen, die auch noch bereit sind, die Ohren aufzusperren.
Sauna am See
Wir sind auf fast 1.800 Meter Seehöhe. Ich habe mir zum Vorlesen den Platz direkt neben der Panorama-Fensterscheibe der Sauna ausgesucht. Die Panorama-Sauna wurde erst im Mai diesen Jahres eröffnet und ist eine von drei Saunen im Hotel Hochschober auf der Turracher Höhe.
Vor uns liegt der Bergsee, in dem sich die zart schneebedeckten Hügel und die vielen Zirbelkiefern widerspiegeln. Der See, der zur Hälfte zu Kärnten und zur anderen Hälfte zur Steiermark gehört. Die Sonne hat sich bereits verabschiedet, der Abend senkt sich langsam auf alles um uns herum herab. Eine Sauna direkt am See – da fühlt man sich schon fast wie in Finnland. Aber eben nur fast.
Lesung in der Sauna – Im Kopf verreisen
Die Geschichten aus „111 Gründe, Finnland zu lieben“ entführen die Saunagäste ins Land der Sauna-Erfinder. Und als allererstes geht es natürlich um die Art, wie Sauna in Finnland ‚zelebriert‘ wird. Dass es vor allem keine Vorschriften und keine festen Regeln gibt, außer vielleicht einer: dass sich jeder wohlfühlen soll.
Ich weiß nicht, ob es an der Aufregung oder an den Temperaturen liegt. Aber ich schwitze schon nach wenigen Minuten und die kleinen Schweißperlen rinnen meine Wange entlang und tropfen auf die Buchseiten. Ein wahrlich HEISSE ERFAHRUNG!
Schwitzen & lesen – schwitzen & lauschen
Mucksmäuschenstill ist es mittlerweile in der Sauna, ich höre nur mehr meine eigene Stimme und in meinem Kopf läuft ein Film ab, der vom mökki, der Sauna, dem Feuer, den endlosen Seen und Birkenwälder und der nachtlosen Nächte in Finnlands Sommer handelt.
Auch in anderen Köpfen laufen die Bilder offenbar, denn später am Abend – bei einer weiteren, diesmal nicht mehr textilfreien Lesung in der Bibliothek „WORTREICH“ des
Hotels Hochschober – kommt eine Frau und sagt zunächst enttäuscht: „Oh, ich dachte, es gäbe auch Bilder zur Lesung.“ Und noch bevor ich darauf reagieren kann, korrigiert ihr Mann, der am Nachmittag schon mit in der Sauna war: „Ich habs dir doch gesagt: da brauchst du keine Bilder. Die werden ganz allein von den Worten und Geschichten erzeugt und zwar in deinem Kopf!“
Die Aufregung ist mittlerweile der Freude gewichen, aus dem Buch vorzulesen, von Finnland zu erzählen und die interessierten Fragen der Hotelgäste zu beantworten. Noch mal eintauchen in all die Erlebnisse, Begegnungen und Gefühle. Kurztrip nach Suomi – und es fühlt sich an, als wäre ich erst gestern dort gewesen.
Aufguss und Abkühlen
Als der Sauna-Meister uns dann anschließend noch zusätzlich einheizt und uns die heiße Luft entgegen peitscht, da bin froh, endlich rausspringen zu können… Treppe runter… kurz in den eiskalten See und dann … zur Belohnung danach: annähernd 30 Grad warmes Seewasser. In den Teil des Sees, der an der Oberfläche durch Pontons abgetrennt ist und erwärmt wird. So kann man auch im strengsten Winter noch draußen schwimmen.
So ziehe ich meine Bahnen und träume vom nächsten Sommer. Ein Sommer mit raschelnden Birken, stillen Seen und hellblauem Nachthimmel, ofenwarmen Pulla und frischen Erdbeeren.
Vielen Dank an das Hotel Hochschober, das sich auf dieses spannende Experiment eingelassen hat!