„Hän“ bedeutet im Finnischen „er“ oder „sie“. Die Finnen unterscheiden in der Sprache nicht zwischen den Geschlechtern. Das finnische Personalpronomen „hän“ ist somit das beste Symbol für finnische Gleichheit. Finnland möchte dem Rest der Welt ein Wort anbieten, das zu internationalen Diskussionen über Gleichheit und Inklusion anregen soll und all diejenigen unterstützt, die sich für diese Ziele einsetzen: hän.
Finnland hat eine mehrsprachige Kampagne für Gleichstellung auf den Weg gebracht. Damit will die Regierung anderen Sprachen für ihre Lehnwörter danken und gleichzeitig über Gleichstellung informieren.
Hän Kampagne
Ich habe mich mit der Pressereferentin der Finnischen Botschaft in Berlin Maija Yrjä über die HÄN-KAMPAGNE unterhalten:
Tarja: Was trägt neben der Sprache zur Gleichberechtigung bei?
Maija Yrjä: Vieles trägt dazu bei: Ein gutfunktionierendes Sozialsystem, gleichberechtigtes Ausbildungssystem, Geschlechtergerechtigkeit und Elternzeit. In diesem Video kann man gut sehen, wie Gleichstellung in der Hän Kampagne gesehen wird. Eine aktuelle Studie von OECD (2018) hat ermittelt, dass finnische Väter sogar mehr Zeit mit ihren Kindern im Schulalter verbringen als die Mütter. Dies bedeutet natürlich nicht, dass die finnische Gesellschaft automatisch perfekt wäre: Es gibt auch Diskrimination auf Grund des Geschlechts, der Ethnizität und Behinderungen. Trotz der Entwicklung sollten diese Faktoren auch beachtet und ständig verbessert werden.
Worte sind mächtig
Mit Sprache gestalten wir unsere Welt. Worte sind mächtig. Manche Sprachwissenschaftler vertreten sogar die These, dass unsere Muttersprache unsere Art zu denken beeinflusst. Hirnforscher finden immer mehr Hinweise darauf, dass Worte nicht nur unser Denken und Handeln prägen, sondern dass wir uns schon mit unserer Muttersprache bestimmte Denkmuster aneignen, die unser Leben auf überraschende Weise beeinflussen. Die Muttersprache ist demnach wie ein Objektiv, durch das wir die Welt betrachten.
Und wenn dieses Objektiv nicht zwischen „er“ und „sie“ unterscheidet, dann wird die finnische Hän-Denkweise plötzlich klar. Gesehen werden dann vordergründig und hauptsächlich nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten. Das Menschsein.
Noch wird heftig über solche Thesen gestritten, zugleich gibt es immer mehr Belege und Experimente, die diese Sichtweise stärken. Das zeigt sich etwa an unterschiedlicher räumlicher oder auch zeitlicher Wahrnehmung aufgrund unterschiedlicher Sprachen.
Wer eine neue Sprache erlernt, erwirbt also zu einem gewissen Grad auch eine neue Denkweise und einen neuen Blick auf die Welt. Wachsen Menschen zweisprachig auf, schlägt sich das offenbar auch in ihrer Wahrnehmung nieder. „Beide Sprachen sind in ihrem Geist aktiv, wenn sie durch die Gegend gehen und über die Welt nachdenken“, sagt Kognitionswissenschaftlerin Lera Boroditsky. Das eröffne zudem die Chance zu erkennen, dass die Dinge ganz anders sein können, als wir immer glaubten.
Hallo Tarja,
das ist ja mal eine coole Aktion!!!
Überlege gerade, welches deutsche Wort man verschenken könnte… 😀
Schöne Grüße aus Bonn, Tatjana
Hallo Tatjana,
ja, wir könnten einen Aufruf starten: Welches deutsche Wort wäre geeignet, um es der Welt zu schenken???
😀 Grüße und schönen Tag, Tarja
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