Update: 29.04.2021:
Die Coronaviruszahlen in Finnland sind zum Glück rückläufig. Das haben das Gesundheitsministerium und das Nationale Institut für Gesundheit und Wohlfahrt heute in einer Pressekonferenz in Helsinki mitgeteilt. Das bedeutet auch, dass die bisherigen Maßnahmen Wirkung zeigen.
Vappu, das finnische Frühlingsfest zum 1. Mai, muss daher nicht ausfallen. Mit der Kampagne #OmassaKuplassa (in der eigenen Blase) ruft die finnische Regierung, die Gesundheitsbehörden und die Polizei jedoch dazu auf, auch bei den Maifeierlichkeiten die geltenden Abstands- und Sicherheitsregeln einzuhalten – und wenn möglich, nur mit engen Freunden und/oder in der Familie zu feiern. Hauptziel ist, ein Ansteigen der Infektionen durch die Feiern zu verhindern. Damit es für alle ein besserer Sommer wird: #YhdessäParempiKesä
Vappu, das ist die Vorfreude auf den Sommer, auf Mökkileben und Mitternachtssonne, auf laue helle Nächte, Strandsauna und blaue Seen.
Vappu, das ist das finnische Studenten- und Arbeiterfest rund um den 1. Mai, bei dem die Finnen den Frühling begrüßen. Und zwar egal, wie das Wetter gerade ist.
Das Wichtigste: Die Studentenmütze
Gefeiert wird vor allem draußen. Und das geht los um 18 Uhr am Vorabend des 1. Mai, wenn Havis Amanda, die bronzene Schönheit am Helsinkier Hafen, von Studenten erst sauber geschrubbt wird, damit sie ihr anschließend die Studentenmütze aufsetzen können.
Sie ist das wichtigste Zeichen. Überall sieht man an diesen Tagen die Finnen stolz ihre Studentenmütze tragen. Das Zeichen der Hochschulreife.
Die Tradition geht schon auf das 19. Jahrhundert zurück. Zeigt aber auch, welch Stellenwert Bildung in dem Land im hohen Norden hat.
Früher mussten die Studenten das Haupt der Manta, wie die Finnen die Brunnenstatue liebevoll nennen, von unten erklimmen. Mussten durch das noch meist eiskalte Wasser des Brunnens, sich an ihren Brüsten festhalten und aufpassen, dass sie nicht runterfallen. Der besonders Kick: bis 1951 war es von der Obrigkeit offiziell verboten.
Heute kommen die Studenten aus der Luft. Hängen wie in einem Kettenkarussell und schrubben die Holde frei schwebend sauber.
Hauskaa vappua! Fröhlichen 1. Mai!
Ab dann wird gefeiert, was das Zeug hält. Alt und jung, im ganzen Land. Und am nächsten Morgen gehts zum ersten Freiluft-Brunch in die Parks. Und alle wünschen sich gegenseitig: Hauskaa vappua! Fröhlichen 1. Mai!
Aus den Lautsprechern drönt: „Don’t stop thinking about tomorrow“ – und genauso fühlt es sich an.
Was da so alles passieren kann, woher der Brauch genau kommt und wieso die Studentenmütze unter keinen Umständen gewaschen werden darf, all das erfahrt ihr in meiner Reportage auf nordisch.info.
Das Frühlingsfest - Tanz in den Mai
Am 1. Mai strömen Scharen, ach was, Massen in den Kaivopuisto. 16.000 Menschen sind es nach Schätzungen am Mittag. Picknicken, feiern, tanzen und lachen gemeinsam. Friedlich. Und heißen den Frühling willkommen, feiern ihn, singen ihn herbei. Und begießen ihn mit viel Sekt, als ob er dann schneller und besser gedeihen würde.
Und das Leben feiern sie sowieso.
Am 1. Mai sieht man auch die ersten in kurzen Hosen mit nackten Beinen. „Ab jetzt ist Sommer!“ Dabei hat es gestern noch geschneit. Die spinnen, die Finnen, denken manche jetzt vermutlich.
Ich sage: sie leben, die Finnen. Und sie können feiern, die Finnen.
Die Deutsch-Finnische Gesellschaft feiert übrigens auch kräftig Vappu in Deutschland. Infos dazu findet ihr auf dfg-ev.de.
Vappu in Helsinki: Spezialiäten
Untrennbar zu Vappu gehören Sima und Tippaleipä.
Sima – vergorenes Zitronengetränk
5 l Wasser
500 g brauner Zucker
200 g weisser Zucker
2 unbehandelte Zitronen
0,3 l Bier
¼ TL Hefe
Zucker und Rosinen
Die gut gewaschenen Zitronen in Scheiben schneiden. Mit dem Zucker in ein großes Gefäß geben. Das kochende Wasser darüber gießen und so lange rühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Die in Wasser gelöste Hefe und das Bier dazugeben und über Nacht gären lassen. Das Getränk durch ein Sieb giessen. Gut verschliessbare Flaschen bereitstellen. In jede Flasche 1-2 TL Zucker und einige Rosinen geben. Sima in die Flaschen füllen. Die fest verschlossenen Flaschen kühl stellen und so lange warten, bis die Rosinen nach oben steigen.
(Quelle: Traditionelle finnische Hausgerichte, Arbeitskreis der finnischen Seemannskirche in Hamburg)
Und wie man Tippaleivät zubereitet, das verrät dir Michaela auf ihrem Foodblog Mahtava!
Mit Dank an Finnlines und Visit Finland für die Unterstützung dieser Reise.
Wer noch eine Übernachtungsmöglichkeit sucht, dem sei das Hotel Lilla Roberts empfohlen. Hier hatte bis 2012 die Polizei ihr Hauptquartier.
Auch ein Tagesausflug nach Porvoo lohnt sich oder eine Bootsfahrt zum Weltkulturerbe Suomenlinna, die Festungsinsel vor der Hauptstadt.