Kaufhalle hat im Deutschen so einen drögen Beigeschmack. Der fehlt bei Kauppahalli.Darin schwingt in meinen Ohren Frische mit, der Geruch von frischem Brot und für die Augen aufgeschichtete Obstpyramiden in gelb, rot und grün, Fleischtheken und lauter Menschen, die übers Essen reden. Ja, laut müssen sie auch sein, solche Kaufhallen. Mehr über Oulu, seine Kaufhalle und wo sich lesen lohnt:
Oulu hat eine alte Kaufhalle, in die es mich immer wieder zieht, wenn ich am Hafen bin. Überhaupt zieht es mich ständig an diesen Hafen, an dem ich als Kind zuletzt war, es war Sommer und es war Markt am Hafen und wir saßen gemeinsam an einem Tisch – improvisierte Cafés zwischen den Markstständen, einfach und natürlich mit Selbstbedienung.
Und ich erinnere mich wie heute an die langen Treppenstufen aus Holz, die zum Wasser führten, die warm waren von der Sonne und schon ein bisschen ausgebleicht von Wärme, Kälte und Meerwasser.
Die so einen einzigartigen Klang von sich gaben, wenn man drauf lief. Die so verführerisch waren. Die einen magisch anzogen, einen lockten, es doch zu versuchen. Zu versuchen, von der untersten Stufe aus das Wasser mit den Händen zu erreichen. Ohne hineinzufallen.
Wo sich lesen lohnt
Schräg gegenüber das große imposante Theater – direkt am Wasser stehend. Und gleich daran anschließend: die öffentliche städtische Bibliothek. Die jeden Tag geöffnet hat – unter der Woche sogar bis 20 Uhr. Wo jeder einen Ausweis erhält. Ohne Gegenleistung erbringen zu müssen. (Wohlgemerkt, nicht die Unibibliothek.) In dessen Lesesaal sich bestimmt über 100 aktuelle Zeitungen und Zeitschriften tummeln und nur drauf warten, gelesen zu werden. Darunter auch zahlreiche deutsche. Kostenlose Bildung. Für alle.
Der Kontrast der lebendigen Kaufhalle mit ihrer Vielstimmigkeit, ihren geschäftigen Klängen und verschiedensten Düften von Gebäck, Möhren und Meerwassertieren – zum betriebsamen Schweigen der gelesenen Wörter in den Köpfen, deren finnischen Wiederhall man sich vertont wünscht…
Nicht zu Vergessen der Geschmack von Pulla, der so manchen Kaffee am Hafen durch sein Stippen versüsst.
Eine warme Umarmung mit freudigem Neid aus Berlin.
Boah. Dagegen ist Norwegen das reinste Entwicklungsland. Wie hätte ich mir dort solch einen Schlemmertempel gewünscht. Allein der Anblick dieser Auswahl an süßen Teilen… mjamjam…