HIER KANNST DU DEN GANZEN BEITRAG AUCH HÖREN: einfach auf den blauen Kreis links oben klicken
Bevor wir zum Schärenmeer vor Turkus Küste (Video) kommen, hier das erstes Foto, das ich in Turku gemacht habe: im Sommer, der hier rund um die Uhr vom weiß-blauen Himmel runter scheint und jubiliert und strahlt. Und in diesem Licht: Ein Eisstand in einem alten Straßenbahn-Waggon. Am liebsten würde ich mir gleich drei Riesenportionen Softeis hintereinander gönnen, aber wir, Tine von Finnweh und ich, haben was vor. Es ist unsere erste gemeinsame Reise (und hoffentlich nicht letzte), dabei kannten wir uns vorher so gut wie gar nicht.
Aber nachdem wir beide schon beim Wort Finnland ins Schwärmen geraten, konnte eigentlich nicht viel schiefgehen. Wir gingen das „Risiko“ ein und waren von uns selber überrascht, wie gut wir uns verstehen. Doch ich schweife ab.
Schärenwelt Turku: Mit Ukkopekka zur Insel Loistokari
Unser Highlight für den Abend ist nämlich der Ausflug mit einem Dampfer zu einer Turku vorgelagerten Insel. Eine Schiffsfahrt mit Musik. Ab in die Schärenwelt Turku.
Wie gern die Finninnen und Finnen nicht nur Musik mögen, sondern auch tanzen, erfahren wir schon vorher. Am Ufer des Landungsstegs befindet sich nämlich eine Art Tanzcafé und dort findet gerade ein Tanzkurs statt. Samba steht auf dem Programm und beim Zuschauen verfliegt die Zeit bis zur Abfahrt wie im Flug.
Kaum haben wir an Bord des Dampfers „Ukkopekka“ unsere Plätze eingenommen, werden wir mit kleinen Snacks verwöhnt. Die Band bestehend aus Piano, Akkordeon und Gesang stimmt uns schon mal auf den Sommerabend ein.
Die Liebe zu Schiffen und zum Meer
Langsam setzt sich der alte „Ukkopekka“ in Bewegung und meine Augen sind gefesselt von all den Details auf dem nostalgischen Schiff: Messingbeschläge, Bullaugen, Sonnensegel, Reling, dicke Seile und schwere Türen. Und ich spüre mal wieder, dass ich gern auf Schiffen bin.
Auf der Fahrt über den Aurajoki ziehen wir gemächlich an alten Segelschiffen vorbei und mich ergreift eine merkwürdige Sehnsucht.
Ob es mit der Kindheit zusammenhängt? Wenn wir tagelang mit Schiffen und Fähren unterwegs waren, bis wir endlich bei den Großeltern in Nordfinnland angekommen waren. Weil wir einen Teil der Ferien immer auf Schiffen waren? Über die Gänge flitzten, die Decks erkundeten, mutig über die Reling den Wellen zuschauten und uns fragten, wie weit es wohl bis zum Horizont ist, fasziniert waren von den schweren Eisentüren und uns manchmal verirrten, weil jedes Deck irgendwie gleich aussah. Vielleicht wurde da bereits der Grundstein für die Liebe zum Meer gelegt.
Der Aurajoki weitet sich nun mehr und mehr, breitet seine Arme aus und wird eins mit dem Schärenmeer. Wir treten ein in die Schärenwelt vor Turkus Küste. Und so schön die Musik unter Deck auch ist, mich hält nichts mehr auf dem Stuhl. Ich muss da raus: den Wind auf meinem Gesicht spüren, die Meeresluft riechen, die Insel und Inselchen ohne Glasscheibe zwischen uns bestaunen. Und fotografieren.
In der Meeresbucht von Airisto sieht man sehr schön die Ausläufer der Stadt vom Schiff aus.
Loistokari: Inselromantik pur
Die Sonne steht noch hoch am Himmel, als wir „unsere kleine Insel“ erreichen. Loistokari, eine Insel von schroffer Schönheit. Die Felsen ragen meterhoch aus dem Wasser, glatt geschliffen über die Jahre von Wasser und Wind. Rotbräunliche Felsen mit unregelmäßigen Mustern und Flecken, als hätten sich überdimensionale Robben in der Herde aneinandergekuschelt. Dazwischen schüchtern ein paar wilde Blumen, die sich trotzig dem Wind entgegen stemmen.
Ein Eiland, das nicht mal den finnischen Namen „saari“ für Insel trägt. Eine Schatztruhe inmitten der vielen Inseln um uns herum. Ein malerische Insel, die einen schnell vergessen lässt, dass gleich nebenan eine Universitätsstadt mit fast 180.000 Einwohnern liegt.
Ukko und Akku wohnen hier mit ihren Kindern. Zumindest im Sommer, wenn sie die zahlreichen Gäste, die mit Ukkopekka kommen, bewirten. Mit allem, was das Meer bereit ist her zu geben. Und so gibt es Fisch in allen Variationen, gegrillt, gebraten, geräuchert, und viele frische Sachen aus der Region. Wer friert, kann sich bei Akku eine der dicken, warmen Jacken ausleihen.
Leuchtturmwärterhaus auf einsamer Insel
Die Insel ist so winzig – man hat sie in weniger als zwei Minuten umrundet.
Eigenwillig geformt durch eiszeitliche Felsen. Die gerade Platz lassen für ein bilderbuchgleiches Leuchtturmwächterhaus aus dem 19. Jahrhundert. Das heutige Museum ist mit viel Hingabe zum Detail mit Fundstücken aus längst vergangenen Zeiten ausgestattet. Wie karg und einsam muss das Leben hier gewesen sein, denke ich mir, als ich durch die wenigen Räume gehe.
Jetzt natürlich bevölkert – für wenige Stunden. Aber schon am Abend zieht hier wieder Stille und Einsamkeit ein. Dann wird man nur mehr das Meer hören, wie es an die Felsen klopft, als wolle es um Einlass bitten.
Weiterhin umspielt und umspült uns die Musik. Die beiden Musiker stehen nun an der Reling und die Musik dringt zu uns herüber wie der laue Abendwind. Kleine Boote schippern an uns vorbei, Riesenkähne manövrieren sich langsam zwischen den Inseln durch die enge Schärenwelt.
Tine und ich genießen die Abendsonne. Alle hier suchen sich nach und nach ein Plätzchen in dieser Schärenwelt Turku, sitzen auf den Felsen über dem Wasser und blinzeln der Sonne entgegen, die ihre Strahlen tausendfach-silbern aufs Wasser wirft. Verschwenderisch. Glitzernd. Warm. Insel-Romantik in Reinform. Pures Dasein. Momente zum Festhalten.
Schärenwelt Turku: Gemeinsam aufs Meer hinaus tanzen
Die Musik lässt mich ganz melancholisch werden. Melancholisch, aber nicht traurig. Glücklich und melancholisch zugleich. Die Gedanken fliegen davon, mit breiten Schwingen in den blauen Abendhimmel und beginnen zu träumen. Von dem Meer und den Wellen und der Sonne, die bald im Meer versinkt und eins wird mit den Wellen. Inselchen, spül mich fort!
Schärenwelt Turku from Tarja Prüss on Vimeo.
Und mir kommt ein Gedicht in den Sinn. Nicht wörtlich, aber die Stimmung schwingt und wiegt mich im Takt der Musik, bevor wir dieses wunderbare Stückchen Erde inmitten des Meeres, des finnischen Schärengartens vor Turku, wieder verlassen.
Nicht traurig, aber mit ein bisschen Wehmut und den letzten Klängen des Akkordeons. Und den letzten Worten im Sinn…
…spiel noch ein stück in dem großen ganzen
und lass uns gemeinsam aufs meer hinaus tanzen
über wellen mit anlauf in leichtigkeit springen
der sonne vom wasser ein liebeslied singen
dass sie rot vor freude und strahlend steht
bevor sie am abend der nacht sich entzieht
hören wir ein stück weiter den letzten ton
und treiben in stille den müden davon“
„Jo Lenz | Aus: Bevor du gehst“
UKKOPEKKA
Der Dampfer wurde 1938 in der Wärtsilä Hietalahti Werft in Helsinki gebaut. Damals war es das erste eisbrechende Inspektionsschiff im unabhängigen Finnland. Es ist wahrscheinlich der älteste aktive Passagierdampfer mit eisbrechenden Eigenschaften. Der finnische Staat gab das Schiff 1979 auf. Nach umfassender Renovierung ist es seit 1986 als traditionelles Ausflugsschiff mit Heimathafen in Turku in Betrieb. Der Pier liegt direkt am Aurajoki. Nur wenige Gehminuten vom Zentrum aus. Rechtzeitige Reservierung wird empfohlen. Abendrundfahrten gibt es von Mai bis September. Die Rundfahrt mit Abendessen, Programm und Live-Musik kostet zwischen 48 und 55 Euro. (Stand Sommer 2016) http://www.ukkopekka.fi
Lest auch die Geschichte von Finnweh: Impressionen – Turku im Sommer
Weitere Infos: Visit Turku
Transparenz Hinweis
Zu diesem Ausflug wurden wir von Visit Turku eingeladen. Das hat jedoch keinen Einfluss auf das, was ich erlebt, gesehen, gefühlt und gespürt habe. Und gerne teile ich das mit euch!
Pingback: Impressionen: Turku im Sommer » Finnweh! Ein Finnland-Blog
Wunderschön Ich zähle die Tage bis es wieder in das für mich schönste Land der Erde geht ❤️☕️
Dankeschön, liebe Claudia! Freut mich, wenn ich die Vorfreude noch ein wenig erhöhen kann… 😉
Irgendwann muss ich endlich auch mal nach Finnland. Klingt nach einer bezaubernden andere Welt!
LG Silvi
Pingback: Blogger schreiben über den Norden | NordNerds im März 2017
Pingback: Mein Turku-Foodwalk: 6 schmackhafte Sommer-Tipps » Finnweh! Ein Finnland-Blog
Hallo Tarja,
Danke fuer den schönen Artikel und willkommen wieder nach Turku im kommenden Sommer! Ende Juli gibt es viele alte Segelschiffe zu bewundern während Tall Ships Races und gleich danach gibt es eine grosse Volkstanz-Veranstaltung Europeade…In Turku ist immer was los!
Näkemiin!
Merja
Hei Merja, danke für deine schöne Nachricht und den Tipp für den Sommer! Weitere Tipps zu Turku gibt es übrigens in meinem AHA-ERLEBNIS IN TURKU
Kiitos ja terveisiä, tarja
Pingback: MEIN AHA ERLEBNIS IN TURKU - oder 5 TOP SEHENSWÜRDIGKEITEN | Tarjas BlogTarjas Blog
Pingback: GO WEST Ein Roadtrip entlang der finnischen Westküste | Tarjas Blog