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Lost far in the north – oder: Wiedersehen in Hetta

Hetta hat keine Ampel, aber vier Zebrastreifen. Einen Supermarkt, ein Naturzentrum, ein Grillikioski, einen Silberschmied. Natürlich gibt es noch mehr hier, aber als Gast braucht man erst mal nicht viel mehr. Hetta kenne ich nur im Winter – tief verschneit. Ein Dorf im Winterschlaf. Jetzt sehe ich es zum ersten Mal im Herbst. Ein Farbenmeer. Viel Natur – wenig Menschen.

Fast 100 Jahre Geschichte

Hetta heißt uns willkommen. Wiedersehen mit Tuula und Tiina. Das Hotel Hetan Majatalo ist nach eigenen Angaben das älteste Familienunternehmen im Tourismus in Lappland. Seit 1924 werden hier Gäste beherbergt – schon in vierter Generation. Berühmte Gäste waren Tapio Rautavaara (Tangosänger) und Irwin Goldman (1943-1991), ein finnischer Volkssänger, der in den 1960-er Jahren plötzlich an der Küchentür auftauchte und einen Platz zum Übernachten suchte. Danach kam er viele Male, heißt es in der Familien- und Hotelchronik.

Hetta im Winter

Lost far in the north

Anna Kreeta (1874-1964) und Fredrik Vuontisjärvi hatten sich 1924 entschieden, den Reisenden „lost far in the north“ einen Platz zum Verweilen anzubieten. In den ersten Jahren war es nicht nur Gästehaus, sondern auch Poststation, Bank, Telefonzelle und eine Drogerie. Doch im Lappländischen Krieg (1944-45) wurde alles zerstört.

Die nächste Generation – Maija und Kalle Vuontisjärvi – entschied sich zum Aufbau. Bis 1955 war das Majatalo die nördlichste offizielle Herberge. Die dritte Generation – Matti und Tuula – errichtete das Hotel neben dem Gästehaus und erweiterte den Betrieb zwischen 1980 und 2002. Heute führt Tochter Tiina zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Mann das Hotel.

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Willkommen bei uns daheim

Vor allem die Frauen in der Familie haben die Atmosphäre des Hotels geprägt. Das merkt man schon in der Eingangshalle, in der selbstgemachte Kunstwerke an den Wänden hängen. Doch noch viel intensiver ist die familiäre Stimmung, die auf Schritt und Tritt zu spüren ist. Man fühlt sich willkommen im besten Wortsinn. „Willkommen in unserem Zuhause“ heißt es auch treffend an der Eingangstür. Das ist in diesem Fall nicht nur ein Spruch, sondern Programm.

Im Majatalo fühlt man sich nicht wie in einem Hotel, sondern mehr zu Gast bei Freunden. Die familiäre Atmosphäre ist etwas, das man nicht künstlich erzeugen, sondern nur leben kann.

Bekannt ist das Majatalo seit jeher für ausgezeichnete Küche. Ihr Ruf hallt bis in die Hauptstadt: Maijas Rezept für Rentierzunge wurde zum Beispiel in das Menü des Hotels Vaakuna in Helsinki aufgenommen. Ich freue mich auf die Sauna und das gute abendliche Buffet, das immer mit viel Liebe und familiärer Großzügigkeit zubereitet ist. An alles wird gedacht, selbst Hinweise auf lactosefreie Speisen fehlen nicht.

 

Magische Lichter

Hier habe ich meine ersten Polarlichter gesehen. Jetzt erlebe ich hier den ersten leichten Schneefall – Vorboten des Winters. Das Thermometer zeigt nur noch wenige Grade über Null an und ich erfreue mich an erröteten Birkenblättern und rot-braunen Teppichen, die zwischen den Bäumen den Waldboden säumen. Und hier und da schaut mutig noch eine Preiselbeere unter frisch gefallenen Schnee hervor.

Die Tage sind noch recht lang – elf Stunden lang ist der Tag noch und genauso lang scheint theoretisch die Sonne. Doch Wolken verdecken meinen Blick gen Himmel. Leider auch in der Nacht. Bin gespannt, ob ich noch Polarlichter zu sehen bekomme.

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Sehenswürdigkeiten in Hetta

Eine Sehenswürdigkeit ist die Kirche der Pfarrgemeinde Enontekiö, die schon weithin sichtbar ist. Auf einem Hügel gelegen ist sie kaum zu übersehen. Gebaut aus schweren Ziegeln und mit Unterstützung amerikanischen lutherischer Christen. Die erste Kirche Rounala auf dem Gebiet von Enontekiö wurde bereits 1530 errichtet. Sie war nur fünf mal sieben Meter groß und stützt sich auf Überlieferungen dreier samischer Brüder, die zum Christentum übergetreten waren. Heute steht die Kirche sieben Kilometer von Saarikoski entfernt an der Kilpisjärventie.

Am heutigen Standort wurde die erste Kirche 1865 errichtet. Die Holzkirche wurde jedoch im Lappland Krieg im Oktober 1944 zerstört. Die neue wurde 1952 mit einem 30 Meter hohen Glockenturm errichtet. Architekt war Veikko Larkas.

Altarbild zeigt die Weite Lapplands

Für mich das Besondere an dieser Kirche ist das Altarbild. Der Künstler Uuno Eskola kombiniert hier Fresko- und Mosaiktechniken. Es zeigt einen überdimensionalen Jesus, der ganz Lappland segnet. Lappland selbst ist als weißes Land dargestellt mit einem sanften Hügel, der von rosarotem sanften Licht umsäumt ist, im Vordergrund zwei Samen und mehrere Rentieren. Das Altarbild ist 14 Meter hoch und an der Basis acht Meter breit.

Info:

Enontekiön seurakunta

Ounastie 123

99400 Enontekiö

enontekio@evl.fi

Natur und Handwerk

Einen Besuch wert ist auch das Naturzentrum. Dort kann man sich über die Pflanzen- und Tierwelt der Region informieren über die verschiedenen Jahreszeiten hinweg.

Feine Handwerkskunst

Auch kleine Kunstwerke kann man in Hetta bewundern. Seien es die Silberarbeiten von Tuomo – einem Samen, der einen Silberschmuckladen mit integriertem Café an der Hauptstraße betreibt – oder auch Handarbeiten aus Wolle, wie sie etwa Marketta Nilsen macht.

Naturerlebnisse

Die beste Sehenswürdigkeit in Hetta ist in meinen Augen ihre Natur, ihre Landschaft. Bäume, Flechten, Moose, Beeren, Pilze. Überall gibt es etwas zu entdecken. Farben- und Formenspiele, an denen ich mich nicht satt sehen kann. Und nicht enden wollenden Fotomotive finde. Bis die Sonne untergeht. Und das Licht schwindet.

Damit Platz wird für das andere Licht. Das nächtliche, das magische, das mystische.

Wir werden sehen… ich bin bereit…

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Der erste zarte Schnee in Hetta, Lappland ©Foto: Tarja Prüss | Tarjas Blog

4 Kommentare zu „Lost far in the north – oder: Wiedersehen in Hetta“

  1. Pingback: Herbst in Lappland - Ruska | Tarjas Blog - Reiseblog Finnland

  2. Pingback: Herbstanfang - Herbst in Finnland | Tarjas Blog -Reiseblog Finnland

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