Adventskalender Finnland ©Tarja Prüss | Tarjas Finnlandblog

Dieses Jahr ist ja alles anders – auch Weihnachten und damit die Vorbereitungen des Weihnachtsmannes in seinem Office in Rovaniemi. Weil der Weihnachtsmann gerade jetzt gar keine

Interviewanfragen beantwortet, habe ich mit seinem wichtigsten Rentier ein Interview bekommen und bin sehr glücklich, dass es geklappt hat!

Adventskalender - Tag 22: Besondere Rentiere

Ihr werdet jetzt an Rudolph denken, das Leittier des Weihnachtsmannes, die Nebelleuchte mit der roten Nase. Das liegt an dem Gedicht „Besuch des Heiligen Nikolaus“, das 1823 in der Zeitung Troy Sentinel erschien. Später wurde das Gedicht Clement C. Moore zugeschrieben. Mittlerweile gibt es aber auch daran Zweifel, es könnte auch Major Henry Livingston, Jr. gewesen sein. Seitdem ist es in jedem Fall in vielen Variationen erschienen. Was aber blieb, sind die acht Rentiere des Weihnachtsmannes mit folgenden Namen: Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen.

Aber in Finnland, beim einzig wahren, echten Weihnachtsmann haben die Rentiere selbstverständlich finnische Namen. Petteri Punakuono, Rotnase Petter ist natürlich das bekannteste Rentier-Gesicht des Weihnachtsmannes. Aber je nach Strecke hat er weitere Rentiere, die ihm tatkräftig bei der Auslieferung der Geschenke helfen: Ailu, Suivakka, Mutsikki, Valkko, Tilkku, Sipsu, Täpy, Turpo, Pyry, Kipinä, Maskotti, Saukki ja Poku.

Ganz weit oben in Lappland, wo die Winter lang und kalt und dunkel sind, liegt ein kleines Dorf, in dem der Weihnachtsmann mit seinen Wichteln wohnt. Das ganze Jahr hindurch, von früh bis spät, wird dort gehämmert und gebastelt, gedruckt und gehobelt, dass die Späne nur so durch die Luft fliegen. Denn der Weihnachtsmann und seine Wichtel sind dafür zuständig, dass die Weihnachtswünsche aller Kinder erfüllt werden.

Interview mit Rentier Petteri Punakuono

Tarjas Blog: Petteri, in anderen Ländern heißt du Rudolph the red nose rendeer, stört dich das?

Rentier Petteri: Ehrlich gesagt, am Anfang schon, schließlich hatte ich ohnehin eine schwierige Zeit hinter mir. Aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

Tarjas Blog: Schwierige Zeit sagst du – was war denn los?

Rentier Petteri: Naja, wie alle Welt weiß, beleuchte ich ja die Strecke mit meiner roten, leuchtenden Nase, wenn sich Joulupukki morgen wieder auf den Weg macht, um alle Kinder dieser Welt zu beschenken.

Meine glänzende Schnauze leuchtet eben manchmal – ich kann nichts dafür. Ganz besonders, wenn ich besonders aufgeregt bin – oder mich über was total freue – oder mir was ein bisschen peinlich ist. Aber als ich klein war, da haben die anderen immer gekichert, wenn sie mich kommen sahen. Das machte es nur noch schlimmer mit dem Leuchten. Und zu ihren Picknicks haben sie mich nie mitgenommen. Ich war ziemlich lange ziemlich allein.

Junges Rentier auf Straße - Finnland © Tarja Prüss
So ähnlich erging es Petteri in jungen Jahren - mausallein - gesehen in Hyrynsalmi ©Tarjas Finnlandblog

Rentiere des Weihnachtsmannes

Tarjas Blog: Und wie bist du dann das Rentier Nummer eins vom Weihnachtsmann geworden?

Rentier Petteri: Naja, ganz genau weiß ich es auch nicht. Ich weiß nur noch, es war sehr dunkel und sehr neblig am Vorabend von Weihnachten. Und dann kam Joulupukki zu mir und sagte: Oh Petteri, du hast eine so schöne Nase! Und sie leuchtet so wunderbar! Kannst du mir nicht helfen beim Geschenke verteilen? Könntest du nicht den Schlitten ziehen und uns durch die Dunkelheit führen?

Ja, so kam das.

Tarjas Blog: Und heute bist du einer der wichtigsten Assistenten des Joulupukki.

Rentier Petteri: Vielleicht, aber es gibt ja noch meine Freunde, Poku und Valkko und die anderen. Und nicht zu vergessen all die Tonttus, die dem Weihnachtsmann bei der Weihnachtspost, den Wunschzetteln und der Produktion helfen.

Tarjas Blog: Wie ist das eigentlich, wenn ihr unterwegs seid – müsst ihr da nicht auch manchmal Pause machen, ein kleines Nickerchen vielleicht, um dann wieder fit zu sein für die Weiterfahrt?

Rentier Petteri: (lacht) Nein, weißt du denn nicht, dass Rentiere kaum Schlaf brauchen? Wir Rentiere halten Winterschlaf im Gehen. Ja, ich weiß, das klingt komisch, ist aber so. Wir fahren unseren Stoffwechsel auf ein Drittel herunter. In der Hinsicht sind wir die einzigen, die das so extrem machen. Da sind wir halt die Extremisten unter all den Hirscharten (lacht erneut).

Rentiere in Lappland - Inari ©Foto: Tarja Prüss | Tarjas Blog - Reiseblog Finnland
Junges Rentier in Lappland mit der Schnute voller Schnee ©Tarjas Finnlandblog

Perfekt an die arktischen Bedingungen angepasst

Tarjas Blog: Ja aber essen und trinken müsst ihr doch zwischendurch?

Rentier Petteri: Ja aber längst nicht so viel wie im Sommer. Da sind wir fast rund um die Uhr am Fressen. Schlafen kann man da ja ohnehin nicht, weil es durchgehend hell ist. Wir haben also genügend Fettreserven vom Sommer und zusätzlich nimmt Joulupukki für die Fahrt immer ein paar Leckerlis mit. Die Flechten für uns, die versteckt er in seinem persönlichen Rucksack.

Tarjas Blog: Nun müsst ihr ja auf eurer Fahrt zu den Kinder durch alle möglichen Klimazonen, selbst durch bitterkalte. Wie macht ihr das?

Rentier Petteri: Ganz einfach, wir haben so eine Art eingebauten Wärmetauscher. Wir können aus der Luft, die wir einatmen, ganz viel Wärme rausziehen. Also ich sag mal ein Beispiel: Wenn du Luft ein- und dann wieder ausatmest, dann hat die eine Wärme von rund 30 Grad. Wenn wir Rentiere dasselbe machen, dann hat die ausgeatmete Luft aber nur noch 15 Grad. Wir sind perfekte Wärmesammler, würde ich mal sagen. Ähnlich verhindern wir auch einen Wärmeverlust über die Haut.

Zweitens gehört zu unseren Lieblingsspeisen das Rentier-Moos. Und das hat so eine Art Frostschutzmittel in sich, so kann unser Blut selbst bei minus 40 Grad nicht gefrieren.

Naja, und dann drittens unser Fell: Zum einen haben wir rund dreimal so viel Fell wie andere Hirsche, zum anderen sind unser Haare innen hohl, da können wir super warme Luft speichern. Extrem coole Technik, finde ich.

Tarjas Blog: Stimmt, Petteri, echt cool! Aber jetzt mal echt eine Frage, die ja jedes menschliche Gehirn überfordert: Wie schafft ihr es, in nur einer Nacht alle Kinder dieser Welt zu beschenken?

Rentier Petteri: Ich weiß, es gibt das Gerücht, dass wir von Joulupukki magisches Korn und verzauberten Hafer bekämen. Und irgendwelche klugen Leute haben mal ausgerechnet, dass wir pro Sekunde 823 Geschenke ausliefern müssten, um das alles zur schaffen. Paaaaah! Das kriegen nicht mal die flinkesten Rentiere hin.

Tarjas Blog: Aber wie macht ihr es dann?

Rentier Petteri: Du warst doch schon mal bei uns. Da sind dir sicher die großen Zahnräder aufgefallen auf dem Weg zu Joulupukkis Wohnzimmer. Ja – genau. Und das sind die Zeitzahnräder, denn der Weihnachtsmann ist ja im Nebenjob auch für die Erdachse und die Gravitation zuständig. Bevor es morgen losgeht, wird Joulupukki die Zahnräder neu einstellen. Nur er hat den Code dafür. Und ab da läuft die Zeit weltweit einfach ein bisschen langsamer.

Rentiere in Lappland - Inari ©Foto: Tarja Prüss | Tarjas Blog - Reiseblog Finnland
Rentiere bei Inari, Lappland © Tarjas Finnlandblog
Rentiere in Lappland - Inari ©Foto: Tarja Prüss | Tarjas Blog - Reiseblog Finnland
Rentiere bei Inari, Lappland © Tarjas Finnlandblog

Die Magie der Weihnacht

Tarjas Blog: Das heißt, Joulupukki dehnt die Zeit?

Rentier Petteri: Ja genau, das ist auch der Grund, warum manchen Kindern die Zeit bis zur Bescherung so ewig vorkommt. Die Zeit wird plötzlich zähl wie Kaugummi.

Tarjas Blog: Mmh, aber es bleibt ja trotzdem ein gewaltiges Arbeitspensum, das ihr euch da jedes Jahr vornehmt, oder? Habt ihr da noch andere Tricks?

Rentier Petteri: Nö, ich wüsste nicht. Aber Katy Sheen, die ist Physikerin in Großbrittannien – die hat mal nachgerechnet und nachgewiesen, dass sich unser Arbeitspensum an Weihnachten mit Albert Einsteins Spezieller Relativitätstheorie erklären lässt. Frag mich nicht, wie das genau war, dazu muss man vermutlich Physik studiert haben. Ist aber ja auch egal für mich, ich weiß ja, dass wir es bis jetzt jedes Jahr geschafft haben.

Tarjas Blog: Und danach, da müsst ihr doch furchtbar erschöpft und müde sein.

Rentier Petteri: Ach, es geht eigentlich. Die ganze Fliegerei hat ja einen echt coolen Nebeneffekt. Denn mit der Zeitdehnung, die sich übrigens auch mit Einstein erklären lässt, altert man nicht. Das ist auch der Grund, warum der Weihnachtsmann xxx Jahre alt ist. (Altersangabe von der Redaktion verpixelt, da der Weihnachtsmann sehr heikel mit den Altersangaben ist – und Tarjas Blog jeglichen Ärger mit dem Weihnachtsmann verhindern will). Saust man nämlich mit hoher Geschwindigkeit um den Globus, vergeht die Zeit langsamer und man altert weniger schnell (Petteri grinst).

Tarjas Blog: So wie du grinst, lieber Petteri, glaube ich langsam, du veräppelst mich hier.

Also mal im Ernst: Wenn man davon ausgeht, dass potentiell 378 Millionen Kinder an den Weihnachtsmann glauben, und wir mal großzügig davon ausgehen, dass euer Arbeitstag wegen der verschiedenen Zeitzonen 31 Stunden hat, dann hättet ihr pro Kind eine Tausendstel Sekunde Zeit: Parken, aus den Schlitten springen, Geschenke abliefern, reden, singen, zum nächsten Haus. Fliegen müsstet ihr außerdem mit dreitausendfacher Schallgeschwindigkeit. Und das wissen wir seit Einstein – oder andere klugen Köpfen – dass da jedes Rentier schmelzen würde. Wie also macht ihr das?

Rentier Petteri: Tja, liebe Tarja, ganz einfach. Das ist die Magie der Weihnacht. Mit Hilfe unserer magischen Weihnachtsformel setzen wir die Naturgesetze einfach außer Kraft.

Tarjas Blog: So muss es wohl sein: Die Magie der Weihnacht!

Ich wünsche dir, lieber Petteri, deinen Rentier-Freunden und all den Tonttus fröhliche Weihnachten mit ganz viel Weihnachtsmagie!

Rentier Petteri: Kiitos kiitos – danke, richte ich gerne aus. Wir sehen uns, spätestens an Weihnachten!

Rentier schaut durch Zaun
Rentiere sind besondere Wesen ©Tarjas Finnlandblog

Das Geweih des Rentiers

Was wir jetzt nicht mehr klären konnten, ist folgendes: Rentiere sind ja die einzige Hirschart, bei dem sowohl Männchen als als Weibchen ein Geweih tragen. Männchen werfen ihr Geweih jedoch normalerweise im Herbst ab, während Weibchen ihr Geweih bis zur Geburt der Jungen im Frühjahr behalten. Die Rentiere des Weihnachtsmannes mit Geweih müssten demnach also Weibchen sein. Petteri ist aber ein Jungenname. Oder ist das auch wieder sowas wegen der Gleichberechtigung, die in Finnland ja viel stärker verwirklicht ist als in anderen Ländern. Mmmh. Ich muss noch mal darüber nachdenken und vielleicht nächstes Jahr nachhaken….

Rentierschlittenausfahrt Lappland Finnland ©Foto: Tarja Prüss | Tarjas Blog - Reiseblog Finnland
Lies mehr: Johanna und ihre Rentiere

Abfahrt des Weihnachtsmannes

Aber viel wichtiger:

Die Abfahrt des Weihnachtsmannes gibt es dieses Jahr als Online-Event:

Er startet wie immer am 23. Dezember um 19.00 Uhr finnischer Zeit, 18.00 Uhr deutscher Zeit:

Hier kann man die Abfahrt live verfolgen: https://www.visitrovaniemi.fi/watch-live/

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Finnische Weihnachten | Suomalainen joulu

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